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Drüse in Verbindung, die mit Gift gefüllt ist und an beiden Seiten des Kopfes
in der Schläfengegend liegt. Bei jedem Bisse fließt durch den Druck der Schläfen-
mnskeln etwas Gift in den hohlen Zahn und durch
diesen in die Wunde. Brechen die Giftzähne ab,
so wachsen sie wieder nach. Das wirksamste
Mittel gegen den Biß der Kreuzotter ist, recht
viel Rum oder Cognac zu trinken. Auch sorgfältiges
Auswaschen und Ausschneiden der Wunde ist an¬
zuraten. Manche empfehlen auch, die Wunde so-
Kopf der Kreuzotter. fort anzufangen. Das ist jedoch ein nicht ungefähr¬
liches Mittel; denn hat der, der das Gift ans¬
sangt, auch nur die geringste wunde Stelle im Munde, so kann ihm das Gift
den Tod bringen. Sobald nämlich das Gift ins Blut gerät, wirkt es schädlich,
während es im Magen nicht schadet. In jedem Falle aber lasse man den Arzt rufen.
5. Nahrung. Die Kreuzotter nährt sich meist von Mäusen. Wird sie eine
Maus gewahr, so zieht sie den Hals ein und schnellt den Kopf blitzschnell nach der
Maus zu. Der Biß geschieht daher schlagartig. Bei dem Bisse zuckt die Maus
zusammen, nur noch einige Schritte wankt sie weiter — dann fällt sie auf die
Seite und stirbt. Auch Frösche und selbst junge Vögel frißt die Otter. Zum Zer¬
kauen und Zerreißen sind die Zähne nicht geeignet. Sie muß das Tier ganz hin¬
unterschlingen. Ihr Rachen ist daher bis hinter die Augen gespalten, auch sind die
Kiefer durch dehnbare Bänder mit den Kopfknochen verbunden, so daß sie das Maul
sehr weit öffnen kann. Während sie das Tier hinnnterwürgt, dringt außerdem aus
den Speicheldrüsen viel Schleim hervor, wodurch die Beute schlüpfrig gemacht wird.
6. Eier. Häutung. Winterschlaf. Im Hochsommer legt die Kreuzotter auf
Moos, zwischen Gras u. s. w. gegen fünfzehn lederschalige Eier, aus denen sofort
die Jungen auskriechen. Zuweilen findet man im Walde ein sogenanntes „Nattern¬
hemd". Dieses „Hemd" ist die zusammenhängende Haut der Kreuzotter (oder der
Ringelnatter). Sie hat sie bei der Häutung (wobei sie sich durch einen engen Spalt
zwängt) abgestreift. Gegen den Winter hin fällt sie in einen Winterschlaf. In
Pommern fanden Holzhauer einst 81 Kreuzottern unter einem Erlenstubben schlafen.
115. Oie rote Waldameise.
1. Am Ameisenhaufen. Zur Seite des Waldwegs erhebt sich unter Kiefern
ein Ameisenhaufen. Er ist aus Tannennadeln, Holzklümpchen, Erdstückchen u. s. w.
hergestellt. Im Winter ist es still darin. Die Ameisen halten ihren Winterschlaf.
Im Frühlinge aber wachen sie aus. Dann wird es im Ameisenhaufen lebendig. Sie
machen sich sofort daran, das Nest auszubessern. Manche schleppen Holzstückchen
herbei, die wohl zwanzigmal länger und viel schwerer sind als die Ameise selbst.
Mit den kräftigen Oberkiefern haben sie das Holz wie mit einer Zange gefaßt.
Schlägst du im Sommer mit einem Tuche leicht auf den Bau, so entsteht ein buntes
Gewirre. Immer und immer wieder kommen neue Ameisen aus dem Bau hervor.
Sie wollen ihre Wohnung schützen. Wo sie zerstört ist, bessern sie sie sofort wieder
aus. Aber sie suchen sich auch zu rächen. Wütend kriechen sie an dir empor. Bald
fühlst du einen stechenden Schmerz. Eine Ameise hat dich verwundet und in die
Wunde eine Säure gespritzt. Diese fließt aus einer Drüse am Hinterleibe hervor und
verursacht den stechenden Schmerz. Schlägst du mit der Hand auf den Ameisen¬
haufen, so riecht die Hand. Der starke Geruch stammt nämlich von jener Säure, der
Ameisensäure, her. Betupfst du die schmerzende Stelle mit etwas Salmiakgeist, so
läßt der Schmerz sofort nach. — Das Innere des Ameisenhaufens besteht aus
zahlreichen Kreuz- und Quergängen und Höhlen, in denen sich die Bewohner tummeln.