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Ebenso hat sich daraus die Schale des Vogeleies, das Gehäuse der Muscheln und
Schnecken, der Panzer der Krebse und der Korallenstock im Meere gebildet.
XVI. Der Wraun- und Steinkohlenwald.
119. Lraunkohle und Steinkohle.
1. Braunkohle. Untersuche Braunkohlenstücke mit dem Messer! An einigen
sieht man deutlich, daß sie ans Holz (Bäumen) entstanden sind. Die Farbe ist
braun. Sie rührt von der Verkohlung her. Wie ist diese vor sich gegangen?
(S. Tors S. 264!) Die Braunkohlen werden aus der Erde hervorgeholt. Dort
liegen sie in parallelen Schichten („Flözen" d. h. Ebenen), die mit Thon- und
Sandschichten abwechseln. Aus dieser Art der Ablagerung hat man geschlossen,
daß sie aus überfluteten und verschütteten Wäldern entstanden sind.
2. Entstehung der Steinkohle. Die Steinkohle hat sich in ähnlicher Weise
gebildet wie die Braunkohle, nur daß sie bedeutend älter ist. Darum ist sie auch
mehr verkohlt. Sie kommt in der Erde stets in Schichten („Flözen") vor. Unter
der Steinkohlenschicht findet sich eine Lehmschicht, über ihr eine Schieferthon- oder
Sandsteinschicht. In diese oberste Schicht ragen häufig dunkle Stümpfe (Überreste
von Baumstämmen) hinein. In der Lehnischicht bemerkt man dagegen nicht selten
dunkle, verzweigte Streifen (Baumwurzeln). Man hat daraus folgenden Schluß
gezogen: Der Lehm war einst Sumpfland, worin die Bäume wurzelten, die
Kohlenschicht aber bildete einen Wald. Allmählich sank der Sumpf. Es strömten
Gewässer auf ihn ein, und so wurden die Bäume unter Sand und Schlamm
vergraben und verkohlten im Lause der Zeit. Auf der Sand- und Schlamm¬
masse aber wuchs eine neue Pflauzeuwelt empor, die abermals verschüttet wurde.
Da sich dies öfter wiederholte, so erklärt es sich, daß meist zahlreiche Kohlen¬
schichten (30—40, ja selbst 120) übereinander lagern. Aus den verkohlten
Baumstümpfen kann man auch noch erkennen, was für Wälder einst die Erde
bedeckten. Die Wälder bestanden damals ans Farnkräutern, Bärlappgewächscn
(Schuppenbaum und Siegelbaum) und Schachtelhalmen, die zu baumhohen
Stämmen heranwuchsen. In der Grafschaft Glatz hat man einen verkohlten
Baum von 5 m Umfang gefunden, und im botanischen Garten zu Breslau zeigt
man sogar einen solchen, dessen Umfang mehr als das Doppelte davon beträgt.
3. Gewinnung. Steinkohlenlager finden sich in der Rheinprovinz, in West¬
falen, Schlesien, Böhmen, Sachsen, England (Erdk., S. 130), Nordamerika, China
u. s. w. Auf dem europäischen Festlaude ist das Saarbrückener Steinkohlenlager
das größte. Es ist 70 km lang, stellenweise 15 km breit und 2—3^2 km dick.
Über dem Steinkohlenlager steht mitten im Felde ein Häuschen. Darin ist der
Eingang zum Schachte. Hier „fahren die Bergleute ein". Auf langen Leitern
steigen sie, zuweilen 300—400, ja, 900 m weit, in die dunkle Tiefe. In der Hand
hält jeder eine Sicherheitslampe. Diese ist mit einem doppelten, feinen Drahtnetze
versehen, damit sie das in den Bergwerken sich ansammelnde „Grubengas"
(S. 264) nicht entzünde. Dieses Gas fürchtet der Bergmann sehr. Er nennt
es „schlagende Wetter". Es entzündet sich leicht und richtet dann furchtbare
Verheerungen an. Gerät der Bergmann mit dem Grubenlichte an solches
Gas, so dringt es durch das Drahtgitter und entzündet sich innerhalb des¬
selben. An dem Drahtgitter aber kühlt sich (da Metall gut leitet) die Flamme
so schnell ab, daß sie nicht nach außen gelangen kann. Um die Gase zu ent¬
fernen, hat man in jedem Bergwerke Luftzüge angebracht. Dennoch kommen oft
furchtbare Unglücksfälle vor, so 1869 im plauenschen Grunde bei Dresden, wo
275 Arbeiter an einem Tage das Leben verloren.