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Leichtigkeit einen Speer, ja, den Arm eines starken Mannes und beißt fürchterlich
in seiner Wnt.
3. In der Gefangenschaft. Von einem gefangenen Orang-Utan wird uns
folgendes berichtet: Er zeigte keine Spur von Wildheit und Bosheit. Gewöhnlich
lief er auf allen vieren, konnte jedoch auch aufrecht gehen. Er aß Äpfel, Birnen,
Rüben, genoß aber auch rohe Eier, ja, selbst Braten und Fisch. Hatte er ge¬
trunken, so wischte er sich den Mund mit der Hand ab. Meisterhaft verstand
er sich ans den Taschendiebstahl, und ohne daß es die Leute merkten, zog er
ihnen Zuckerstückchen ans der Tasche. Einst öffnete man das Schloß seiner Kette
mit einem Schlüssel. Als er dies bemerkte, nahm er ein Stück Holz, steckte es
ins Schlüsselloch, drehte es um und sah zu, ob sich das Schloß geöffnet hatte.
146. Der Strauß.
1. Körperbau. Der Strauß ist der größte Vogel. Er wird 2 */2 m hoch.
Fliegen kann er nicht. Er ist mit seinem schweren Körper nicht für die Luft, sondern
zum Leben auf der Erde geschaffen. Seine Knochen sind auch nicht wie bei den
meisten Vögeln mit Luft (S. 227), sondern mit Mark angefüllt. Die Flügel aber sind
ihrer Kürze wegen zum Fliegen ganz untauglich. An Stelle der Schwungfedern
treten lange, daunenartige Schmuckfedern, die sog. Straußenfedern, deren Schäfte
weich und biegsam sind. Auch am Schwänze finden sich solche. Sie sehen beini
Hahne blendend weiß, bei der Henne aber unrein weißlich aus. Im übrigen
sind beim Hahne alle Rumpffedern kohlschwarz, bei der Henne graubraun. Je
weniger aber der Strauß sich aufs Fliegen versteht, desto größer ist seine
Kunst im Laufen, worin er die meisten Vierfüßler übertrifft. Zu dieser Kunst
befähigen ihn besonders seine langen, kräftigen Beine. An jedem Fuße sitzen nur
zwei, aber sehr kräftige Zehen, die fast an den gespaltenen Huf des Kamels er¬
innern, und von denen die längere mit einem stumpfen Nagel versehen ist. Auch
die Flügel weiß sich der Strauß beim Laufen dienstbar zu machen, indem er sie
dabei ausbreitet und sich dadurch im Gleichgewichte zu erhalten sucht.
2. Aufenthalt und Nahrung. Der Strauß lebt in den Wüsten Afrikas,
Arabiens und Indiens. Zum Aufenthalte in diesen unfruchtbaren Gegenden eignet
er sich besonders durch seine Genügsamkeit; denn wie er schon durch seine Gestalt
an das Kamel erinnert, so ist er auch genügsam wie dieses. Jedoch wählt er in
der Wüste nur solche Stellen zum Aufenthalte, wo es Wasser giebt. Seine haupt¬
sächlichste Nahrung nimmt er aus dem Pflanzenreiche; er verschmäht jedoch auch
Käfer, Gewürm, junges Geflügel u. dgl. nicht. Sein Magen ist ungemein stark
und kräftig. Wirft man dem Strauße ein kleines Stückchen vom Ziegelsteine, eine
bunte Scherbe, einen blanken Knopf hin, so hackt er augenblicklich danach und schluckt
diese Dinge nicht selten hinunter, ohne Magenbeschwerden davon zu bekommen.
Namentlich erregen glänzende Dinge, wie Perlen und Metallstückchen, seinen Appetit.
So fand man in dem Magen eines geschlachteten Straußes 4V2 kg unverdau¬
liche Gegenstände vor: Saud, Werg, Lumpen, 3 Eisenstücke, 9 Kupfermünzen,
1 kupfernes Scharnier, 2 Schlüssel, 37 Nägel, mehrere Bleikugeln und Knöpfe.
3. Das Nest des Straußes besteht nur in einer muldenartigen Vertiefung
im Wüstensande. Eine Auspolsterung mit weichen Gegenständen findet nicht statt.
Mehrere Hennen benutzen nicht selten dasselbe Nest und legen zu gleicher Zeit
abwechselnd ihre Eier hinein. Ein solches Ei hat die Größe eines Kinderkopfes,
wiegt soviel als 24 Hühnereier und sättigt vier hungrige Personen. Die jungen
Strauße siud anfangs mit Stacheln besetzt. Erst nach 2 Monaten bekommen sie Federn.
4. Straußcnjagd. Die Strauße werden besonders der teuern weißen Flügel¬
und Schwanzfedern wegen verfolgt, denn ein Straußenfell wird in Afrika mit