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glühend. Dadurch erweitert sich der Reif und geht nun bequemer über das
Rad. Ist er aber nachher erkaltet, so zieht er sich wieder enger zusammen und
umschließt die Radfelgen sehr fest. Ein kalter Plättbolzen hat vollauf Platz in
der Plätte; glühend gemacht, füllt er dagegen die Plätte vollständig aus. Gießt
man plötzlich heißes Wasser in ein Glas, so zerspringt es leicht, weil die ein¬
zelnen Teile ungleich erwärmt und daher auch ungleich ausgedehnt werden.
b. Fülle einen Heronsball (S. 305) mit Wasser und erwärme ihn mit der
Hand! Das Wasser steigt in der Röhre empor. Warum? Eine mit kalter
Luft gefüllte, gut zugebundene Tierblase schwillt auf dem erwärmten Ofen an.
Warum? Daraus folgt: Wärme dehnt auch flüssige und luftförmige
Körper aus. Warum steigt erwärmte Milch im Topfe empor?
55. Ausdehnung des Wassers. Das Wasser macht von dem Gesetze, daß
Wärme Körper ausdehnt, diese sich aber bei Wärmeabnahme zusammenziehen, eine
merkwürdige Ausnahme, wie uns folgender Versuch lehrt. Wir füllen ein Koch¬
fläschchen ganz mit (gefärbtem) Wasser und verschließen es mit einem luftdicht
schließenden Gummistöpsel. Dieser Stöpsel sei doppelt durchbohrt. Durch die eine
Öffnung stecken wir eine enge Glasröhre von etwa 50 em Länge und durch die
andre ein Thermometer. Setzen wir nun den Stöpsel auf das Fläschchen,
so wird etwas Wasser in der Röhre emporsteigen. Nun stellen wir das Koch¬
fläschchen in ein möglichst weites Becherglas, das mit Wasser von Zimmertemperatur
angefüllt ist. Bringen wir nunmehr in das Becherglas allmählich eine Kälte¬
mischung, bestehend aus 3 Teilen Schnee und 1 Teil Kochsalz, so sehen wir, wie
das Wasser in der Glasröhre sinkt. Zu gleicher Zeit zeigt das Thermometer
eine Temperaturabnahme an. Bei -f- 4" 6. bleibt das Wasser in der Röhre
stehen, um bei weiterer Abkühlung wieder zu steigen. Das Wasser ist nämlich
bei -f- 40 C. am dichtesten. Wird es kälter oder wärmer, so dehnt es sich aus.
Bei Z- 30 6. ninimt es etwa denselben Raum ein wie bei 0". Eis nimmt
l:/io des Raumes ein, den das Wasser hatte, woraus es entstanden ist. Daher
schwimmt es. (Bedeutung für die Wassertiere s. Naturgesch. S. 257!) Warum
zerspringen Flaschen, Wasserleitungsröhren, selbst Felsen, wenn Wasser in ihnen
gefriert? — Dadurch, daß das am Tage in die Erde gedrungene Wasser in
der Nacht gefriert, reißt der Boden auseinander und wird locker und mürbe.
Daher sieht es auch der Landmann gern, wenn der Acker im Winter tüchtig
„durchfriert".
56. Das Thermometer, a. Ganz besonders empfindlich gegen Wärme und
Kälte ist das Quecksitber. Berühre das Gefäß einer Thermometerröhre mit der
Hand! Die Blutwärme genügt, das Quecksilber auszudehnen und in der Röhre
zum Steigen zu bringen. Ebenso empfindlich aber zeigt sich das Quecksilber auch
gegen den Wechsel der Luftwärme, weshalb mau sich dieses Metalles zur Her¬
stellung des Thermometers (Wärmemessers) bedient.
b. Das Thermometer besteht 1) aus einer sehr engen, unten kugelig er¬
weiterten Glasröhre. Diese ist unten und oben geschlossen und zum Teil mit
Quecksilber angefüllt, worüber sich ein luftleerer Raum befindet; 2) aus einer
Gradeinteilung, die gewöhnlich auf einem Brette angebracht ist, woran die Röhre
befestigt ist.
e. Taucht man die mit Quecksilber gefüllte Glasröhre in ein Fläschchen mit
Schnee oder gestoßenem Eise, so sinkt das Quecksilber tief herab. Bringt man
das Eis zum Schmelzen, so bleibt das Quecksilber auf einem bestimmten Punkte
stehen und verläßt ihn nicht eher, als bis alles Eis geschniolzen ist. Dieser
Punkt wird der Schmelz- oder Gefrierpunkt genannt. Er ist in der Skala mit
0 bezeichnet. Ist alles Eis im Fläschchen geschmolzen, so steigt das Quecksilber