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3. Tod. Friedrichs Bedeutung. Am 17. August 1786 starb Friedrich. Unter
ihm hatte Preußen bedeutend an Macht und Land gewonnen. Durch die glorreichen
schlesischen Kriege war die schöne Provinz Schlesien und durch die Teilung Polens
auch Westpreußen erworben worden. Er hat sein Land zu einer Großmacht erhoben,
wofür ihm von seinem dankbaren Volke der Beiname „der Große" beigelegt wurde.
35. Friedrich Wilhelm II. 1786—1797.
1. Als Laudesvater. Friedrich d. Gr. hatte keine Kinder; sein Brudersohn,
Friedrich Wilhelm, bestieg daher nach ihm den Thron. Dessen Wahlspruch war: „Auf¬
richtig und standhaft." Gegen jedermann war er gütig und wohlwollend. Das zeigte
sich besonders den Soldaten gegenüber. Seit dem alten Dessauer war der Stock in der
Armee zur Herrschaft gelangt. Die Soldaten wurden selbst bei leichten Vergehen ge¬
scholten, gestoßen, geohrfeigt, mit dem Stocke geprügelt und nicht selten mit der blanken
Klinge gefuchtelt. Auch das Spießrutenlaufen war an der Tagesordnung. Das wollte
der König nicht mehr dulden. Es erschien eine Verordnung, die diese barberische Be¬
handlung der Soldaten streng verbot. Darin hieß es: „Der König hat keine Schlingel,
Kanaillen, Hunde, Kroppzeug in seinen Diensten, sondern rechtschaffene Soldaten,
von denen viele ebenso gut sind als wir". — Friedrich Wilhelm ließ das berühmte
Brandenburger Thor erbauen und gab das „Allgemeine preußische Landrecht" heraus,
das noch heute Gültigkeit hat. (S. 58.) Zu seiner Zeit wurde die erste Steinstraße in
Preußen zwischen Potsdam und Berlin angelegt.
2. Zweite und dritte Teilung Polens. Das ohnmächtige Polen war nach und nach
ganz in Rußlands Hände gefallen, und 1793 wurde zwischen Rußland und Preußen eine
abermalige Teilung (vergl. S. 57) verabredet. Preußen erhielt die heutige Provinz Posen,
die damals unter dem Namen „Südpreußen" dem Staate einverleibt wurde. Als dann
(1795) die dritte und letzte Teilung Polens stattfand, bekam Preußen das Land ans dem
linken Weichseluser mit der Hauptstadt Warschau (das jedoch 1815 an Rußland fiel). Polen
hatte nun aufgehört, ein selbständiges Reich zu sein.
X. Frankreich im- Preußen im Kampfe.
56. Die französische Revolution. Napoleon Bonaparte.
1. Ursache der Revolution. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine schreck¬
liche Revolution aus. Durch Verschwendung und endlose Kriege hatten nämlich
Ludwig XIV. und Ludwig XV. das Land mit einer unerträglichen Schuldenlast be¬
laden. Dazu kain noch, daß die vielen Millionen, die der Staat alljährlich nötig hatte,
ganz allein von den Bürgern und Bauern aufgebracht werden mußten; denn der Adel
und die Geistlichkeit, die gerade den größten Teil des Grund und Bodens inne hatten,
lvaren von jeder Abgabe befreit. Aber damit noch nicht genug. Der Bauer hatte auch
noch für den Adel die schwersten Frondienste zu leisten. Für Brücken und Wege mußte
er ihm aller Orten Zoll zahlen, das Getreide durfte er nur in seiner Mühle mahlen,
das Brot nur in seinem Ofen backen. Die Landleute lebten daher im größten Elend,
Tausende nährten sich von Raub und Diebstahl; über 1 Million trieb sich bettelnd im
Lande umher. Dazu nahmen Roheit und Unsittlichkeit immer mehr zu, und der Glaube
an Gott erschien den meisten wie ein albernes Märchen.
2. Ausbruch. Unter Ludwig XVI. kam die Revolution zum Ausbruch. Er
mußte büßen, was seine Vorfahren gesündigt hatten. Alle Not und alles Elend sollte
er verschuldet haben. In Paris war die Aufregung fürchterlich. Bewaffnete Pöbel¬
haufen durchzogen Paris. Die Soldaten des Königs weigerten sich, auf die Aufrührer