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14. Oktober kam es zur Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt. Gleich zu Anfang
der Schlacht wurde der Herzog von Braunschweig durch einen Schuß in die Augen
schwer verwundet. Nun kam Verwirrung in das Heer, und obwohl die einzelnen
Haufen recht tapfer kämpften, so löste sich doch bald^ alles in wilde Flucht auf. Der
König und die Königin selbst mußten eilen, um nicht in Gefangenschaft zu geraten.
Der Herzog von Braunschweig wurde nach seiner Hauptstadt gebracht. Von hier aus
sandte er eine Botschaft an Napoleon und ließ um Gnade bitten. Doch dieser antwortete:
„Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren." Der seines Augenlichts be¬
raubte Herzog flüchtete nun nach Hamburg und starb bald darauf zu Ottensen. —
Die Königin Luise begab sich mit ihren Kindern nach Königsberg.
5. Lcrrat und Feigheit. Nach dieser furchtbaren Niederlage fehlte es den meisten
Feldherren und Festungskommandanten an Mut, den Franzosen Widerstand zu leisten.
Die wohlbesetzten Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Hameln und Magdeburg
ergaben sich, ohne einen Schuß zu thun. Auch in Berlin konnte Napoleon ungehindert
einziehen. Es war schmachvoll!
6. Treue. In dieser trüben Zeit fehlte es aber auch nicht an Männern, die
ihrem Vaterlande treu blieben und sich vor dem gewaltigen Sieger nicht beugten. Als
der Kommandant von Graudenz aufgefordert wurde, sich zu ergeben, weil es keinen
König von Preußen mehr gebe, ließ er sagen: „Nun, so giebt es doch noch einen König
von Graudenz." Der Kommandant von Pillau versammelte alle seine Offiziere, stellte
einen Sarg in ihre Mitte und sagte: „Kameraden, lebendig übergebe ich diese Festung
nicht; hier ist mein Sarg, wer mich überlebt, lege meine Gebeine da hinein. Wer es
nun mit mir hält, der schwöre: Preußen oder Tod." Alle schwuren, und Pillau wurde
gerettet. Auch die Festung Kolberg wurde durch Schill, Nettelbeck und Gneisenau so
wacker verteidigt, daß sie von den Franzosen nicht genommen werden konnte.
e. Blücher.
Der Bravste aller Braven jener Zeit aber war Leberecht Blücher. Dieser Held
wurde 1742 zu Rostock in Mecklenburg geboren. Sein Vater war Gutsbesitzer. Im
Alter von 14 Jahren kam Leberecht zu Verwandten nach der Insel Rügen, die damals
den Schweden gehörte. Hier sah er zum erstenmal Husaren, und sofort beschloß er,
auch ein solcher schmucker Soldat zu werden. Seine Verwandten wollten aber davon
nichts hören. Da ging er heimlich davon und ließ sich bei den Schweden anwerben.
Doch trat er nach zwei Jahren in das preußische Heer ein.
Einmal nämlich nahm der Junker Blücher an einem Streifzuge teil. Die Schweden
gerieten mit den Preußen zusammen, wurden aber bald zurückgedrängt. Der Junker
Blücher aber zeigte sich im höchsten Grade übermütig. Immer sprengte er gegen die
Preußen an, neckte, schalt und drohte ohne Aufhören. Das verdroß endlich einen von den
preußischen Husaren. „Wart, Bübel, ich will di schon schlachte," rief er und sprengte auf
Blücher ein. Dieser wandte schnell sein Pferd, doch er kam nicht weit. Sein Roß wurde
von einer Kugel getroffen und stürzte unter ihm zusammen. Noch ehe Blücher sich aufge¬
rafft hatte, fühlte er eine kräftige Faust im Nacken. Der baumstarke Preuße nahm den
kleinen Junker vor sich auf den Sattel und jagte mit ihm davon. Der Oberst des Regiments
fand Gefallen an dem kecken Jünglinge und bewog ihn, in preußische Dienste zu treten.
Blücher machte nun den siebenjährigen Krieg mit. Als er jedoch einmal beim
Aufrücken übergangen wurde, erbat er sich in trotzigen Worten seinen Abschied.
Friedrich II. bewilligte ihm diesen mit den Worten: „Der Rittmeister von Blücher ist
seiner Dienste entlassen und kann sich zum Teufel scheren." 13 Jahre verbrachte nun
Blücher in friedlicher Thätigkeit auf seinem Landgute. Doch länger hielt er es nicht
aus. Nach dem Tode Friedrichs II. trat er wieder als Major in Dienst.