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53. Wahlspruͤche der Hohenzollern.
als „ein Sinnbild der Gerechtigkeit“ und daß dieser in einer Klaue einen
Vvorbeerkranz trage, welcher andeuten solle „die Gerechtigkeit der Belohnungen“,
in der andern Donnerkeile, welche bedeuten: „die Gerechtigkeit der Strafen“.
„Einem Jedem das Seine“ aber sollte andeuten: „die allgemeine Unpartei—
lichkeit, nach welcher nicht nur einem und dem andern, sondern allen immer
und einem jedweden nach Verdiensten das Seine geleistet werden soll.“
Aber die Statuten des Ordens gehen noch weiter und fahren fort: „Zu
geschweigen, daß, weil der Adler, wie bekannt, allezeit in die Sonne zu sehen
pfleget und nach nichts Geringem und Niedrigem trachtet, er mit diesen Eigen—
schaften uns auch im Geistlichen zum Sinnbilde dienen und anzeigen kann,
wie wir und unsere Ritter unsere Zuversicht und Gottvertrauen einzig ünd allein
zu Gott, dem Allerhöchsten, erheben und durch den Denkspruch nicht allein den
Menschen — was den Menschen gebühret, sondern auch dem Allerhöchsten das
Seine, und Gott, was Gottes ist, zu geben, uns mit einander verbunden haben.“
Auf die Gerechtigkeit, als eine christliche Tugend, hat der erste König in
Preußen sein Königreich gegründet. Die heutige Zeit will an Stelle emes
Königreichs der Gerechtigkeit einen Rechtsstaat haben, und begreift nicht, daß
sie damit die Wurzeln des Königtums von Gottes Gnaden ausreißt. Von
der lebendigen Kraft der Gerechtigkeit, welche zugleich mit der Gnade und
Barmherzigkeit aus der Liebe quillt, schreitet sie zurück zu dem toten Recht
und Gesetz, das niemand vollgültig erfüllen kann, und an die Stelle eines,
von warmen Herzschlage beseelten Königs tritt ihr ein kaltes Gesetzbuch.
Gott erhalte uns unser altes preußisches Königtum, ein Königtum
der Gerechtigkeit vor Gott und vor den Menschen!
Den Spruch „Er weicht der Sonne nicht“ ließ König Friedrich Wilhelm J.
seiner Zeit in lateinischer Sprache mit dem auffliegendem Adler auf Fahnen,
Kanonen und auf Münzen anbringen.
Der Adler ist das preußische Wappenzeichen und der Spruch sollte auf
den kühnen, himmelaufstrebenden Flug des jungen Königreichs deuten. Treulich
hütete der König den jungen Aar und pflegte ihn, bis ihm die Schwingen
zu solchem Fluge gewachsen waren und er sie immer mächtiger regen konnte.
Der Spruch hat aber noch eine andere Bedeutung. Die Sonne ist der Quell
des Lichtes. Zum Quell des Lichtes strebt des Adlers Flug empor. In der
geistigen Welt ist Gott — sein Wort und seine Wahrheit — der ewige Quell
des Lichtes, die Sonne. „Licht ist das Kleid, was du anhast,“ sagt die
Schrift, und: „daß Er wohne in einem Licht.“ — Auch in diesem Sinne
strebt der preußische Adler der Sonne zu und weicht nicht.
Bei dir, Gott, ist die lebendige Quelle und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Ps. 36, 10.
5. Wie König Friedrich II. den Thron seiner Väter bestieg, ließ er
gleichsam vorahnend, was ihm und seinen Nachfolgern beschieden sei, auf die
Fahnen der preußischen Armee den Spruch seßen: „Für Ruhm und Vater—
land!“ — Als er aber seine Soldaten in die großen Schlachten seiner Kriege
führte, da war es nicht die eitle Begierde nach Ruhm, welche ihn in den
Kampf trieb; davon zeugte der Gesang der alten frommen Kirchenlieder, mit
welchem die Regimenter an ihm vorüberzogen. Als die Offiziere dem Gesange
wehren wollten, befahl der König, man solle sie singen lassen. Die alle
Gottesfurcht und die alte Treue, die er in ihnen ehrte, erhob ihn selbst und
half ihm seine Siege gewinnen.
Nun · danket alle Gott ñ
Mit Herzen/ Mund und Haͤnden u s we