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Fünfter Kursus.
Auch im Volkscharakter, den Sitten und Gewohnheiten zeigen sich in
den einzelnen Landschaften große Gegensätze. In den nördlichsten
Gebirgslandschaften haben die Basken ihre alte iberische Sprache
bewahrt.
Die Pyrenäen-Halbinsel ist im ganzen ein armes Land. Die Bevölkerung
der Hochländer ist wesentlich auf Viehzucht und einigen Bergbau angewiesen. Die
Terrassenlandschaften und die Tiefebene des Guadalquivir dagegen bieten guten
Boden für Getreide-, Obst- und Weinbau, bedürfen jedoch großenteils künstlicher
Bewässerung. An guten Häfen ist die Halbinsel nicht arm. Seehandel, Schiff¬
fahrt und Fischerei spielen daher eine wichtige Rolle. Durch ihre überseeischen
Unternehmungen und die Erwerbung zahlreicher Kolonieen erhoben sich im Beginn
der Neuzeit beide Staaten zu hoher Blüte, Spanien sogar eine Zeitlang zur
ersten Macht Europas. Aber infolge schlechter Verwaltung im Innern und un¬
glücklicher Kriege sanken sie rasch wieder herab. Auch gingen im Anfang dieses
Jahrhunderts die meisten Kolonieen verloren. Industrie ist in Portugal so gut
wie gar nicht vorhanden, in Spanien auf wenige Gegenden beschränkt.
1. Königreich Spanien, 500000 qkm mit 18 Mill. Einw., 36 auf 1 qkm,
konstitutionelle Monarchie, eingeteilt in 49 Provinzen, neben denen aber auch die
alten historischen Landschaftsnamen noch in Gebrauch sind. Kolonieen: In Asien
die Philippinen, in Australien die Karolinen und Marianen, in Afrika
die Canarischen Inseln und Fernando Po, in Amerika Cuba und
Puerto Rico.
2. Königreich Portugal, 100000 qkm mit 5 Mill. Einw., 50 auf
1 qkm, konstitutionelle Monarchie, eingeteilt in 8 Provinzen: Entre Douroe
Minho, Tras oz Montes, Ober- und Unter-Beira, Alemtejo, Estre¬
madura, Algarve und Azoren. Kolonieen: In Asien Goa, Macao und
das östliche Timor, in AfrikaMadeira, Kapverdische Inseln, St. Thomß,
Portugiesisch Guinea, Angola, Portugiesisch Ostafrika.
§ 150. Die Pyrenäen und das Ebro-Land.
Die Pyrenäen sind ein Kettengebirge, das sich vom
Kap de Creus nach NNW. bis zum Golf von Biscaya erstreckt. Im
Vergleich zu den Alpen sind sie ein sehr unwirtliches Gebirge. Es
fehlen ihnen die ausgedehnten Längsthäler und die zahlreichen Pa߬
übergänge. Die Hauptkämme liegen sehr hoch und sinken, abgesehen
vom äußersten Osten und Westen, nur an wenigen Stellen unter
2500 m herab; auch fallen sie nach beiden Seiten schroff ab. Die
Pyrenäen sind daher dem Verkehr sehr hinderlich und Hilden eine
scharfe natürliche Grenze zwischen Frankreich und Spanien. An
Gipfelhöhe stehen sie dagegen den Alpen bedeutend nach. Nur die
höchsten Gipfel erheben sich in die Region ewigen Schnees, deren
Grenze hier nahe bei 3000 m liegt. Die Gletscherentwickelung ist
unbedeutend und fehlt an den Südabhängen fast ganz.
Die Vegetation bes Nordabhanges und der alpinen Region gleicht durchaus
der der Alpen. Der Südabhang hat ein ganz anderes Gepräge. In den südlichen
Thälern tritt bereits der Ölbaum auf; an den unteren Hängen bildet die Kork¬
eiche zusammenhängende Wälder; von 1300 rn Höhe bis in die Alpenregion hinein
herrscht der Buchsbaum.
Der mittlere Teil des Gebirges ist der höchste, wildeste und
unzugänglichste. Nur beschwerliche Saumpfade führen von einer Seite
desselben zur anderen. Alpenweiden fehlen hier ganz. Oberhalb der