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Vierter Kursus.
ohne jede nähere Berührung mit dem Abendland. Erst durch das Vordringen des
Islam nach 0. und die Reisen arabischer Gelehrten wurde die Kenntnis' Asiens
bedeutend erweitert. Während 30 Jahre (1320—1350) durchstreifte Jbn Batuta
das ganze westliche und südliche Asien und drang bis nach China vor. Schon vorher
waren christliche Mönche, darunter der Niederländer Ruysbrock fReusbrökj, an
den Hof des mongolischen Großkhans in Karakorum gelangt. Bei weitem am meisten
aber leistete für die Erforschung Ost-Asiens der Venetianer Marco Polo, der 1271
vom Schwarzen Meere aus durch ganz Zentral-Asien nach dem damals von Mongolen
beherrschten China vordrang. 17 Jahre blieb er dort und hatte als hoher chine¬
sischer Beamter Gelegenheit, das Land nach allen Richtungen zu durchstreifen. Auf
seiner Rückreise (1292—95) lernte er auch noch einen großen Teil von Süd-Asien
kennen.
Eine genauere Erforschung Süd-Asiens begann erst, nachdem Vasco de
Gama 1498 den Seeweg nach Indien um Afrika herum gefunden und Magellans
1522 von 0. her die Philippinen entdeckt hatte. Portugiesen und Niederländern ge¬
bührt das Hauptverdienst dabei. Die Küsten Ost-Asiens wurden näher bekannt
durch die Reisen von Bering (1741), Cook (1778) und La Perouse (1787). Die
Umsegelung Nord-Asiens gelang erst 1880 dem Schweden Nordenskiöld.
Über die Erforschung des Innern s. bei den einzelnen Ländern.
tz 93. Vertikale Gliederung und Bewässerung.
In Asien überwiegt das Hochland. Mehr als f der Oberfläche
fällt auf dieses, während die Tiefländer kaum einnehmen. Die
Anordnung von Hoch- und Tiefland ist genau die entgegengesetzte wie
in Amerika. Während dort die Gebirge vorwiegend in meridionaler
Richtung verlaufen, herrscht hier westöstliche Streichrichtung vor.
Während dort den Rändern des Kontinents zugewandte Hochländer
zentrale Tiefebenen einschließen, zieht die gewaltige asiatische Hochland¬
masse quer von W. nach 0. durch den ganzen Kontinent, die Tief¬
länder dagegen haben eine periphere Lage. Wie von Amerika durch
die Anordnung, so unterscheidet sich Asien von Afrika durch den
Charakter seiner Erhebungen. Afrika ist ein Tafelland, und Ketten¬
gebirge spielen dort eine sehr untergeordnete Rolle. Der Bau der
großen asiatischen Hochlandsmasse wird dagegen ausschließlich durch
gefaltete Ketteugebirge bestimmt. Zwar umschließen dieselben auch
drei ausgedehnte Plateaulandschasten, das Iranische Hochland,
das Hochland von Tibet und das Han-Hai. Aber diese sind
nicht ursprüngliche Tafelländer, sondern verdanken ihre Entstehung
nur der Anhäufung der von den Gebirgen stammenden Schuttmassen
durch Wasser und Wind. Daß sie so bedeutende Höhen erreichen, ist
dem Umstande zuzuschreiben, daß die drei bezeichneten Gebiete abflußlos
sind. Daher konnten nicht, wie in anderen Gebieten der Erde, die
Schuttmassen durch Flüsse dem Meere zugeführt werden, sie mußten
sich sämtlich zwischen den Gebirgen aufhäufen.
Unter den großen Gebirgssystemen Asiens nimmt dasjenige des
Kuen-Lün (1) eine besonders ausgezeichnete Stellung ein. Es ist
nicht nur das zentralste, sondern auch das älteste Gebirgsspstem, das
vielfach aus den Verlaus der jüngeren Gebirge einen Einfluß ausgeübt
hat. Seine vorwiegend WNW.—OSO. streichenden Ketten ziehen sich
vom 75. bis zum 115. Meridian quer durch ganz Zentral- und Ost-