Full text: Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten

226 
Das türkische Reich. 
Unter den zur europäischen Türkei gerechneten Inseln ist Candia (Kreta) 
weitaus die bedeutendste. Ihre Küste fällt allenthalben steil ins Meer, besitzt 
aber an der Europa zugekehrten Seite zahlreiche Buchten und hier liegen auch die 
Hauptorte (Canea und Candia). Die Insel ist im Inneren sehr gebirgig und 
schon von weitem leuchtet dem Schiffer der steile Fclsgipfel des Ida entgegen. 
Die außerordentlich fruchtbaren Thäler waren im Alterthum herrlich angebaut; 
heute liegen sie größtentheils verödet und die prächtige Insel mit ihrem milden, 
gesunden Klima beherbergt kaum 200 000 Einwohner. 
b) Mittelbare Besitzungen. 
(2900 Q.-Meilen, 3 Millionen Einwohner.) 
1. Ostrumelieri, der schmale Landstrich zwischen dem Rhodopegebirge und 
dem Balkan bis zum Schwarzen Meere. Das Land bildet ein fürstliches General- 
Gouvernement unter der politischen und militärischen Oberhoheit des Sultans, 
besitzt aber eine christliche Verwaltung. Die Hauptstadt, in der fruchtbaren Ebene 
der Maritza gelegen, ist Philippopcl. 
2. Das Fürstenthum Bulgarien, der Türkei tributär, dehnt sich als weite 
Fläche nördlich vom Balkan aus und fällt steil zur Donau ab. Trotz mangel¬ 
hafter Bebauung liefert der ungedüngte Boden Uebersluß an Getreide. Die Bul¬ 
garen sind slavischen Ursprungs, arbeitsam, nüchtern und der Industrie mehr als 
dem Ackerbau zugeneigt. An der Donau liegt eine Reihe jetzt meist verfallener 
Festungen, sowie in den Vorbergen des Balkan das von Natur starke Sch lim na. 
Die Hafenstadt Varna ist durch eine Eisenbahn mit Nustschuk au der Donau 
verbunden. Unter der früheren Türkenherrschaft war Sophia im Balkan 
Hauptstadt. 
3. Bosnien (und Herzegowina), früher die nordwestlichste Provinz der 
Türkei, ist von Oesterreich militärisch besetzt und wird von demselben verwaltet. 
Das Land ist durchaus gebirgig, Wald- und wildreich, in den Thälern fruchtbar, 
aber vernachlässigt. Die Bevölkerung ist kraftvoll, roh und unwissend, sowie 
äußerst arm. Die Hauptstadt Serajcwo, in anmuthiger Lage am Knoten¬ 
punkte mehrerer Straßen, hat lebhaften Handel und einige Industrie. — 
Die außereuropäischen Theile des türkischen Reiches umfassen in 
Asien die Halbinsel Kleinasien, einen Theil von Armenien und Kurdistan, 
ferner Mesopotamien und Syrien, endlich den Saum längs der Ostküste des 
Rothen Meeres bis zur Straße Bab el Mandeb (zusammen etwa 34 000 Q.-M. 
mit 13 Millionen Bewohnern); in Afrika sind Aegypten, Tripoli und Tunis 
sogenannte „Schutzstaaten" der Türkei, die zu dieser nur in einem losen Abhängigkeits- 
verhältniß stehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.