Full text: Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten

Amerika. 265 
Insel erlangt. Die Königin hat (1869) das Christenthum angenommen und zur 
Staatsreligion erklärt. 
Von den Mascarenen ist die Insel Reunion in französischem Besitze. 
Sie ist außerordentlich fruchtbar (Zuckerrohr, Kaffee, Zimmt, Gewürznelken), gesund 
und stark bevölkert. Auch das benachbarte britische Mauritius gehört zu den 
Perlen der Erde, ist jedoch verwüstenden Wirbelstürmen ausgesetzt. 
8- 81. 
Amerika. 
(750 000 Q.-Meilen, 86 Millionen Einwohner.) 
Der langgestreckte Erdtheil Amerika erhielt seinen Beinamen „die neue Welt" 
zunächst deshalb, weil sein Vorhandensein erst seit dem 15. Jahrhunderte dem 
civilisirten Europa bekannt wurde. Aber auch in seiner ganzen Gesittung imb 
Staatenbildung erscheint Amerika durchaus als eine neue und junge Welt, welche 
die europäische Cultur zwar aufnahm, aber ohne Rücksicht auf alt überkommene 
Gewohnheiten und Rechte, nach den eigenen unmittelbaren Bedürfnissen weiter- 
entwickelte. Dabei machte sich der Einfluß der geographischen Lage und äußeren 
Gestaltung in so hohem Maße geltend, daß Südamerika, obgleich an Naturschätzen 
bei weitem reicher als Nordamerika, doch in Bezug auf Civilisation und politische 
Bedeutung weit hinter diesem zurückblieb. 
Die Bevölkerung Amerikas besteht nur zum geringsten Theile aus Ur¬ 
bewohnern (Indianern), überwiegend dagegen aus den Nachkommen eingewanderter 
Europäer. Von diesen wurden seit Beginn des 16. Jahrhunderts auch Neger 
nach den heißen Regionen Amerikas verpflanzt, um hier als Sklaven den Anbau 
tropischer Produkte zu betreiben. In neuerer Zeit, besonders seit Aufhebung der 
Sklaverei, findet im westlichen Nordamerika eine starke Einwanderung von 
Chinesen statt. 
Man vermuthet, das; die Ureinwohner Amerikas, die sogenannten Indianer, 
aus Asien stammen, indem sie vor unbekannter Zeit über die schmale Behringstraße 
einwanderten. Heute sind sie in zahlreiche Stämme und Sprachen geschieden, die 
jedoch auf einen einheitlichen Urtypus hindeuten. In der Körperbildung weichen 
die Eskimo von den übrigen Stämmen ab, ihre Sprache ist indeß mit derjenigen 
ihrer südlichen Nachbaren verwandt. Auf den Hochflächen von Anahuac und 
Peru sowie im Gcbirgslande von Neu-Granada hatte sich die eingeborene Bevölkerung 
vor Ankunft der Europäer zu einer bedeutenden Culturhöhe erhoben. Dort fanden 
die eindringenden Spanier mächtige, wohlorganisirte Reiche, in denen aber ein 
blutiger, grauenhafter Götzencultus herrschte. In Mexiko betrieb man den Feld¬ 
bau und errichtete großartige Tempel und Paläste. Noch bedeutender erscheinen 
die Bauten der alten Peruaner, besonders ihre ungeheuren Reichsstraßen in den 
Anden. Der Ackerbau wurde in diesem Lande mit Sorgfalt betrieben, ebenso die 
Zucht des als Lastthier gebrauchten Lama. Den Gebrauch des Eisens kannten indeß
	        
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