Full text: Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen

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b. Der Blütenduft hat (wie Farbe und Honig) den Zweck, Insekten zur 
Bestäubung anzulocken. Die AUrsache des Duftes ist ein in den Blüten enthaltenes 
flüchtiges Ol, das fortwährend verdunstet. Es läßt sich „ausziehen“ und findet 
bei Herstellung von Riechwasser, von wohlriechenden Seifen usw. Verwendung. Auch 
Tee, Zimt, Zitrone, Vanille rc verdanken ihren Geruch flüchtigen Oelen. Val. Rose 8314b. 
308. Die Sumpfdotterblume. 
a. Schon im April leuchten uns aus feuchten Wiesen und Wäldern 
und vom Rande des Baches die großen gelben Blüten der Sumpf— 
dotterblume, auch Butter und Schmalzblume genannt, entgegen. (Name.) 
Ihre Wurzel besteht aus einem ganzen Büschel starker Faserwurzeln, 
mit denen sie aus dem feuchten Grund reichlich Wasser und damit Nahrung 
aufsaugt; daher ist auch die ganze Pflanze vollsaftig und fleischig. Der 
Stengel ist dick und hohl, unten rötlich angelaufen, gabelförmig verzweigt 
und wird 15 —30 em hoch. Die dunkelgrünen Blätter sind herznierenförmig, 
d. h. am Grunde ausgeschnitten und an der Spitze abgerundet, und haben 
einen gekerbten Rand. Die unteren sind lang-, die mittleren kurzgestielt, 
die oberen fast sitzend, so daß sie alle ungehindert Sonnenlicht und Wärme 
erhalten können. Die Blattstiele bilden am Grunde häutige Scheiden, 
mit denen sie den Stengel an der Gabel umfassen. 
Die dicken Blütenknospen sind von 
5 eiförmigen, grünen Kelchblättern ein— 
gehüllt, die sich während des Aufblühens 
zuerst am Rande und dann nach und 
nach vollständig goldgelb färben und 
zu den leuchtenden Blüten entfalten. 
Die eigentlichen Blumenblätter fehlen; 
die Bluten sind also unvollständig und 
haben eine sogen. „Blütenhülle“. Diese 
umschließt über 20 gelbe Staubgefäße 
und 5— 10 Stempel. Erstere haben je 
einen dünnen Staubfaden und einen dicken 
Staubbeutel. Die Stempel nehmen die 
Mitte der Blüte ein und bilden zu— 
sammen ein Köpfchen. Sie bestehen aus 
dem dicken Fruchtknoten und einem 
Dotterblume. schnabelförmigen, nach außen gebogenen 
Blute, Staubgefäß, Stempel, turzen Griffel mit einer warzigen Narbe. 
Frucht Same. Die Blüten sind ohne Geruch. Aber 
durch ihre schimmernde Farbe locken sie 
Bienen und allerlei Fliegen an und bewirten sie mit ihrem Blütenstaub und Honig, 
der sich am Grunde der Stempel so reichlich absondert, daß er oft zu einem Tröpfchen 
zusammenfließt. Dafür übertragen die Insekten den Blütenstaub von einer Blüte 
auf die Narbe der andern und bewirken dadurch Fremdbestäubung. (Insektenblütler.) 
Nach dem Abfallen der Blütenhülle entwickeln sich die Stempel zu 
kleinen, kapselartigen Früchten. Wenn diese bei der Reife aufspringen, 
erkennt man, daß sie aus je einem Blättchen (Fruchtblatt) entstanden sind, 
das mit den Rändern verwachsen ist. An der dadurch entstandenen Naht 
bilden sich die zahlreichen, ziemlich großen, rötlichen Samen. Aus diesen 
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