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Il Die norddeutschen Lander—
Das Königreich Preußen.
348000 ꝗqkm — 23 Baden; 37,33 Millionen Einwohner; ?/3 evang.
43. Die Rheinprovinz.
27000 qkm — 154 Baden; 64 Mill. größtenteils kath. Einwohner.
Das schöne Land, welches der Rhein von Bingen an bis zur hollän—
dischen Grenze durchfließt, ist die Rheinprovinz, die reichste und am
dichtesten bevölkerte preußische Provinz.
Unterhalb Bingen verläßt der Rhein die Oberrheinische Tiefebene
und tritt nun als „Mittelrhein“ durch ein herrliches Felsentor, das „Binger
Loch“, in das Rheinische Schiefergebirge ein. In reißendem Laufe
und engem Bette durchbricht er dieses Gebirge, das ihn auf beiden Seiten
bis Bonn begleitet. Wilde, oft schauerliche Felswände steigen jäh am Afer
empor (z. B. der Loreleifelsen); von waldesgrünen Berggipfeln schauen
prachtvolle Schlösser oder mächtige Burgruinen auf reiche Städte und Dörfer
im Tale herab. Wo sich für Reben geeigneter Boden findet, ziehen sich Wein—
pflanzungen oft bis zu bedeutender Höhe, an den sonnigen Hügeln hinauf.
Zum ostrheinischen Schiefergebirge gehören: Der Taunus, ein lieb—
liches Waldgebirge mit vielen Mineralquellen und Bädern; der Wester—
wald, aus dessen Tonerde die Krüge hergestellt werden, die zur Versendung
der Mineralwasser des Taunus dienen; das Siebengebirge, sieben be—
waldete Bergkuppen, darunter der Drachenfels, der hart am Rheine
emporsteigt und eine wundervolle Aussicht bietet, und das Sauerländische
(d. h. südländische) Gebirge, welches reiche Eisen- und Kohlenlager birgt.
Zum westrheinischen Schiefergebirge zählen: Der Hunsrücke(d. h. der
hohe Rücken), eine wellenförmige Hochfläche mit bewaldeten Bergketten, die
Eifel mit zahlreichen erloschenen Vulkanen, deren Krater jetzt vielfach mit
Seen ausgefüllt sind, und das Hohe Venn (hohes Moor), mit Torflagern.
Bei Bonn treten die Gebirge, die den Rhein begleiten, auf beiden
Seiten zurück, und der Rhein strömt nun als „Niederrhein“ in breitem
Bette und ruhigem Laufe durch eine weite Ebene der Nordsee zu.
Im Mittel- und Unterlauf empfängt der Rhein rechts die Lahn,
die Sieg, die Wupper, die Nuhr und die Lippe, linls die Nahe
und die Mosel mit der Saar.
Koblenz, an der Mündung der Mosel, bildet mit der rechts—
rheinischen Bergfestung Ehrenbreitenstein eine Festung ersten Ranges.
Bonn, am Rhein, hat eine Aniversität.
Cöln, am Rhein (429), Sitz eines Erzbischofs, ist eine starke Festung
und die reichste Handelsstadt der Provinz. IIl, 129. Der majestätische
gotische Dom mit seinen beiden Riesentürmen von 156 m Höhe ist das er—
habenste Denkmal kirchlicher Baukunst auf deutscher Erde. Die 25000 kg
schwere „Kaiserglocke“ wurde aus 22 im Kriege 1870/71 eroberten fran—
zösischen Kanonen gegossen. Die Inschrift derselben lautet:
„Die Kaiserglocke heiß' ich; Dem Deutschen Reich erfleh' ich,
Des Kaisers Ehren preis' ich; Daß Fried' und Ehr'
Auf heilger Warte steh' ich; Ihm Gott bescher'!“
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