Full text: (8. bis 10. Schuljahr) (Ausg. M (für höhere Mädchenschulen), Oberstufe)

Niederlande. 
Text zum nebenstehenden Bilde: 
Zwischen Rhein-⸗, Maas- und Scheldemündung breitet sich an d — 
ländischen Senkungsküste zwischen eingedeichten Inseln n n nen 
langen, trichterförmigen Meeresarmen aus, die früher Flußmündungen waren 
später aber, z. T. erst im Mittelalter, durch Senkungen des Landes und die 
ausschleifende Wirkung der Gezeitenströme in breite, seichte Meeresarme ver— 
wandelt wurden. Für die ozeanische Schiffahrt hat nur der südlichfte dieser 
Arme (wie heißt er?) erhöhte Bedeutung erlangt. An ihm liegt Vlissingen 
das wegen dieser Lage vor allen niederländischen Häfen den Vorzug befiht 
von der englischen Küste nicht viel weiter entfernt zu sein als die belgifchen 
(Ostende) und nordfranzösischen Häfen (Dünkirchen, Calais) Deshalb ist 
Vlissingen in der Gegenwart an den großen kontinentalen Verkehr angefchlossen 
und besitzt günstige Schnellzugsverbindungen mit Hamburg (über Haltern in 
Westfalen), Berlin (über Oberhausen i. d. Rheinprovinz) und Ebln über 
Venlo—Crefeld). Die Überfahrt von Vlissingen nach Queenborough (kwinbörö), 
dem nächsten Überfahrtshafen nach dem Kontinent für London, beträgt 
J. Stunden. — Das Gemälde des Künstlers läßt die Glanzzeit Vlissingens 
bis zum 17. Jahrhundert erkennen: links und rechts malerische, rotdachige 
Häusergruppen, rechts überragt von der typischen Windmühle. In der Mitte 
befindet sich ein überbrückter Kanal. Bei Ebbe liegen, wie das Bild zeigt, 
die Schiffe teils ganz auf dem Trocknen, teils stecken sie im Schlamme. — 
Warum war Vlissingen bis ins 19. Jahrhundert ein starker Kriegshafen? 
Welches Interesse haben die Engländer, die schon 1809 einmal die Befestigungs— 
werke der Stadt zerstörten, daran, daß die Niederländer hier keine modernen 
Befestigungsanlagen schaffen? 
Stadt des Königreichs, auf Pfahlrosten erbaut und von Grachten (Kanälen) durch— 
zogen, durch den neu angelegten Nordseekanal mit dem Meere verbunden, 
ist einer der bedeutendsten Weltmärkte für Kolonialwaren, größter Roh— 
tabaksmarkt Europas, auch als Industriestadt bedeutend (Diamant— 
schleifereien), — Haarlem, Hauptort des niederländischen Gartenbaus und 
berühmt durch seinen ausgedehnten Blumenhandel. — * Haag, die stille 
Residenzstadt, x Rotterdam, erster Seehandelsplatz des Königreichs, auch als 
Einfuhrhafen für die Industrie Rheinland-Westfalens von hoher Bedeutung. 
Vlissingen, Überfahrtshafen nach England (vergl. nebenstehendes Bild). 
2. Die s. Provinzen mit überwiegend katholischer Bevölkerung sind 
weniger dicht bewohnt, aber Sitz der altberühmten holländischen Leinen— 
weberei. 
Maastricht (d. h. Maasübergang) an der Maas, gewerbreiche Stadt. 
Welchen Sinn haben die Befestigungsanlagen der Stadt? 
3. Die ö. Provinzen weisen weite Moor- und Heidestrecken auf, aber 
auch herrlichen Marschboden mit trefflichen Viehweiden und Ackerfeldern. 
4. Der niederländische Kolonialbesitz. Die Niederlande sind ein 
wohlhabendes Land. Der Grund für ihren Reichtum wurde im 16. und 
17. Jahrhundert durch den beispiellosen Aufschwung ihres Handels und die 
Erwerbung von Kolonien gelegt. Ihre führende Rolle in der Schiffahrt 
und im Welthandel büßte freilich das Land im 18. Jahrhundert ein. 
Trotzdem hat es aus der Zeit seiner Blüte ein wertvolles Kolonial— 
reich in die Gegenwart herübergerettet, das bei dem praktischen Sinn und 
dem großen Kapitalbesitz der Niederländer dem Mutterlande erhebliche Ge— 
winne zuführt. Es ist daher begreiflich, daß sich der ganze niederländische 
Handel fast ausschließlich den Kolonien zuwendet und das ganze Land daher 
ein Markt im großen ist für Kolonialwaren aller Art (Kaffee, Kakao, Tee, 
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