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dem Lager begegnete ihm des Königs Truchsefs, der
selber gerne den Siegstein überbracht hätte. „Gieb mil¬
den Stein,“ bat er, „ich will dir dafür an Gold und
Silber geben, was immer du verlangst. Sei klug und
denke nimmer, dafs dir der König die Hand seiner
Tochter geben werde.“ Wieland aber weigerte sich
hartnäckig, den Stein zu geben. Da drang der Truch¬
sefs mit seinem Schwerte auf Wieland ein, wurde aber
von diesem selbst tot zu Boden gestreckt. Als Wie¬
land nun dem Könige den Siegstein überbrachte, er¬
zählte er, was ihm vor dem Lager begegnet war. „0
du nichtswürdiger Bube,“ sprach da der König zornig,
„meinen besten Dienstmann hast du erschlagen. Darum
flieh aus meinen Augen und lafse dich nie wieder hier
erblicken.“ Nun erkannte Wieland, dafs der Truchsefs
wahr geredet und dafs der König nur deshalb ihn ver¬
banne, weil er ihm sein Wort nicht halten wollte. Er
ging, Rachegedanken im Herzen. Nach einiger Zeit kam
er aber in veränderter Tracht und mit entstelltem An¬
gesicht zurück, um seinen Racheplan auszuführen. Er
wurde jedoch erkannt und vor den König geführt. Dieser
sprach: „Ich könnte dich töten; weil du aber ein ge¬
schickter Mann bist, so sollst du das Leben behalten.
Damit du jedoch erkennest, dafs du nicht ungestraft
gegen deinen Herrn gefrevelt hast, sollen dir die Sehnen
an den Füfsen und an den Kniekehlen durchschnitten
werden.“ Der harte Befehl wurde ausgeführt, und
Wieland blieb lahm sein Leben lang. Einige Zeit über
wurde er nun gefangen gehalten, dann aber auf seine
Bitten in die Schmiede gebracht, wo er wie früher
herrliche Kleinodien für den König verfertigte. Aber
seine Rachegedanken hatte er nicht vergessen.
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