Agnes Bernauer. 
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Len zurück. Es war eine furchtbare Menschenrotte: in Ver¬ 
brechen ergraute Bösewichter, mit braunen, bärtigen Gesichtern, 
feurigen Augen und wilden Geberden. Man führte sie in große 
Scheunen ab, schloß viese fest zu und verbrannte die Gebäude 
sammt den darin befindlichen Menschen; freilich eine schändliche 
und treulose Handlung, wenn gleich die Bösewichter die Strafe 
reichlich verdient hatten. 
Jetzt stand der gänzlichen Aussöhnung mit dem Kaiser nichts 
mehr im Wege. Sigismund versprach Vergessenheit alles Vor¬ 
gefallenen, und beide Theile waren froh, daß endlich ein geregel¬ 
ter Zustand zurückkehrte. Als die Nachricht vom Frieden Prag 
erreichte, war die Freude allgemein. Das Volk lief mit Freuden¬ 
geschrei durch die Gassen, man sang das Tedeum, läutete mit 
allen Glocken, und als der kaiserliche Abgesandte, Kaspar von 
Schlick, nach Prag kam, fielen Viele vor ihm aus die Kniee nie¬ 
der und riesen: „Seht! das ist unser Engel!" Noch größer war 
die Freude, als der Kaiser selbst 1436 in Prag erschien. Mit 
aufrichtigem Herzen wurde ihm gehuldigt. Wie viel Blut und 
Menschenelend hätte nicht erspart werden können, wenn bald 
anfangs Jeder mit christlicher Duldung den Andern bei seinem 
Glauben gelassen hätte. 
Noch eine traurige Begebenheit müssen wir erzählen, die 
sich in demselben Jahre (1436) ereignete und die Roheit jener 
Zeit beweist: das Ende der unglücklichen Agnes Bernauer- 
Herzog Ernst von Baiern, der in München residirte, hatte einen 
Sohn Albrecht. Dieser wohnte in Straubing an der Donau und 
war damals etwa 30 Jahre alt. Oft ritt er hinüber nach Augs¬ 
burg, einer damals sehr reichen freien Reichsstadt, deren Patricier 
häufig Bankete, Lanzenstechen, Tanzbelustigungen und andere Feste 
veranstalten, an denen auch die Töchter der angesehenen Familien 
Antheil nahmen. Vor allen Andern zog des Herzogs Blicke auf 
sich die schöne Agnes Bernauer, eines Baders Tochter, ein Mäd¬ 
chen von solcher Schönheit, daß sie allgemein der Engel genannt 
wurde. Und sie war nicht nur schön, sondern auch lieblich und 
sittsam; aus ihren blauen Augen, die von den schönsten blonden 
Locken umschattet wurden, strahlte ein so reines und so sanftes 
Gemüth, daß Albrecht sich unwillkürlich zu ihr hingezogen fühlte 
und nur in ihrem Besitze glücklich werden zu können glaubte. 
Da er nun wußte, daß sein stolzer Vater nie in eine solche Ver¬ 
bindung willigen würde, so ließ er sich heimlich mit ihr am Al-
	        
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