302 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. 
aus zurückgeführt zu werden, da sie schon seit mehrern Tagen 
kein Land mehr sahen; denn Diaz war, ohne es zu wissen, schon 
über die Südspitze von Afrika hinaus. Alle Vorstellungen halfen 
bei dem unklugen Schiffsvolke nichts; er mußte umkehren. Aber 
das war ihm zum Heil; denn er fand aus diesem Wege — die 
gesuchte Südspitze, die er, wegen der ausgestandenen Stürme, 
das stürmische Vorgebirge nannte. Als er aber zurückgekehrt 
war und dem Könige Bericht abstattete, rief dieser aus: „Nein! 
es soll das Borgebirge der guten Hoffnung heißen; denn 
nun ist Hoffnung da, auch den Weg nach Indien zu finden." 
Dies geschah 1486. 
Der gläubige König hatte Recht. Die Hoffnung war nicht 
nur da, sondern sie wurde auch erfüllt, aber erst, nachdem eine 
andere, noch weit wichtigere Entdeckung gemacht worden war. 
Das war die von einem ganz neuen Erdtheile, von Amerika. 
Doch ehe wir diese erzählen, mag noch erwähnt werden, daß auch 
ein Deutscher sich zu jener Zeit als Seefahrer und Reisebeschrei¬ 
ber berühmt gemacht hat, Martin Behaim ans Nürnberg. 
Da er ein berühmter und oft erwähnter Mann ist, so mögen 
hier einige Nachrichten von ihm stehen. 
Martin Behaim war eines geachteten Rathsherrn in Nürn¬ 
berg Sohn und lernte in den Jünglingsjahren die Handlung. 
Nachdem er eine Zeitlang in Salzburg gelernt hatte, ging er 
nach Venedig, dann nach Mecheln in den Niederlanden, trieb hier 
Tuchhandel und bereiste mehrmals die Messe in Frankfurt am 
Main. Dabei war er ein thätiger, wißbegieriger Kops und lernte 
auch Mathematik, die ihm nachher gar sehr zu statten kam. In 
Mecheln und besonders in Antwerpen, wohin er auch oft reisen 
mußte, wurde er mit mehrern Leuten bekannt, die aus den azo- 
rischen Inseln wohnten; denn aus diesen Inseln hatten sich viele 
Leute aus Flandern niedergelassen. Er hörte von ihnen erzäh¬ 
len, wie es dort ganz anders als im Norden sei, und wie thätig 
der König von Portugal Schiffe aus Entdeckungen aussende. Da 
erwachte in ihm, der schon immer ein Freund von Reisen ge¬ 
wesen war, eine solche Reiselust, daß er mit ihnen nach Portugal, 
ging. Seine Kenntnisse empfahlen ihn hier dem Könige Johann II., 
und dieser schickte ihn und noch einen portugiesischen Seemann 
längs der afrikanischen Westküste auf Entdeckungen aus. Wie 
wunderte sich Behaim, als er endlich so weit kam, daß zu Mit¬ 
tage sein Schatten nach Süden fiel, statt bei uns nach Norden!
	        
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