Colombo's Rückkehr nach Spanien. 
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Guacanagari — so hieß der Kazik — versah sein Schiff mit 
allen nöthigen Lebensmitteln in Ueberfluß. Colombo ließ 39 
Mann in der hölzernen Festung, die er Navidad nannte, und 
die da lag, wo jetzt Cap Franeois ist, zurück, empfahl ihnen ein 
recht freundschaftliches Benehmen gegen die Indianer und ver¬ 
bot ihnen sich in andere unbekannte Districte zu wagen. Da¬ 
gegen versprach er. sie nicht zu vergessen und nicht eher zu ruhen, 
bis er ihnen Verstärkungen und reiche Belohnungen mitbringen 
könnte. Dann nahm er den herzlichsten Abschied, wobei auch Gua¬ 
canagari viele Thränen vergoß, und segelte ab am 4. Jan. 1493. 
Noch segelte er längs der Küste von Haiti hin, als er dem 
Schiffe Pinzons begegnete. Verwirrt stotterte dieser eine Ent¬ 
schuldigung seiner strafbaren Entfernung her. Er sei, sagte er, 
vom Winde fortgetrieben worden, dessen Gewalt er nicht habe 
widerstehen können. Colombo stellte sich, als wenn er es glaubte, 
um nur Frieden zu haben, erfuhr aber bald, daß Pinzón auf 
eigene Hand mit den Eingeborenen von Haiti Tauschhandel ge¬ 
trieben und sich einen guten Vorrath von Gold dabei verdient 
habe. Beide Schiffe setzten miteinander die Reise ohne Unfall, 
obgleich beide Wasser zogen und daher beständig gepumpt wer¬ 
den mußte, fort bis in die Nähe der Azoren. Hier brach aber 
plötzlich ein fürchterliches Ungewitter los; thurmhoch schlugerl die 
Wellen, warfen die leichten Schiffe umher und trieben eins hier¬ 
hin, das andere dorthin, so daß jedes das andere für verloren 
hielt. Da fielen alle nieder auf ihre Kniee und thaten die feier¬ 
lichsten Gelübde, wenn Gott ihnen helfen wollte aus der Noth. 
Vergebens! Der Sturmwind nahm von Stunde zu Stunde zu, 
heulte fürchterlich durch die stockfinstere Nacht; es krachten alle 
Balken des Schiffs, als wollten sie auseinanderbersten, und selbst 
den Muthigsten entfiel das Herz! In tiefem Kummer saß Co¬ 
lombo da; es schien ihm gewiß, daß Gott sein Leben hier zu 
enden beschlossen habe. Wie schmerzte es ihn, daß seine herrliche 
Entdeckung so mit ihm in den Wellen begraben werden sollte! 
In diesen Stunden des Mißmuths schrieb der fromme Mann 
folgende Worte in sein Tagebuch nieder: „Der ewige Gott gab 
mir den Gedanken ein, half alle unendlichen Schwierigkeiten 
überwinden, verlieh mir Muth und Stärke gegen alle meine Ge¬ 
fährten, die gegen mich aufstanden und mich zur Umkehr zwin¬ 
gen wollten. Endlich gewährte er mir, was ich suchte. Er wird 
ja auch sein Werk nicht unvollendet lassen! Was zage ich also?
	        
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