186 Die Umgebungen der Hauptstadt.
beiwohnte — 48, Kronprinz Friedrich Wilhelm 2, Prinz Karl 255, Prinz
Friedrich Karl 25, Prinz Albrecht 46, Prinz Albrecht (Sohn) 21, die Prinzen
August und Adalbert 38 uud 22, Priuz Georg von Preußen 5 Stück. Aus-
gehoben hatte am meisten Prinz Karl, nämlich 57 Stück.
Als Kuriosum mag erwähnt werden, daß der Soldatenkönig Friedrich
Wilhelm I., welcher ein eifriger Jäger war und namentlich viel Wildschweine
erlegte, die Judenschaft durch ein Edikt zwang, die ans den Hofjagden er-
beuteten wilden Schweine zu einem bestimmten, allerdings mäßigen Satze
zu kaufen, eine Anordnung, die um so seltsamer kliugt, als die Israeliten, nach
mosaischer Satzung, bekanntlich jene Thiere selbst nicht genießen dürfen. Diese -
„Juden-Säuriche" waren in fiskalischer Hinsicht die Vorläufer des vou uus
besprochenen „Judenporzellans". — Das merkwürdigste Wildpret in der Mark
Brandenburg wurde vou des Soldatenkönigs Vater in der Nenbrücker Forst
bei Frankfurt a. O. erlegt, wie ein Gedenkstein daselbst besagt. Derselbe zeigt
einen Hirschkopf mit nicht weniger denn 66 Enden Geweih uud folgender In-
schrift: „Diesen Hirsch hat in der Brunstzeit mit eigener Hand geschossen der
Durchlauchtigste, Großmächtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich III., Markgrasf
und Churfürst zu Brandenburg im Ambte Biegen auf der Jakobsdorffscheu
Heyde den 18. September, Anno 1696, hat gewogen fünf Centner, 35 Pfund,
nachdem er fchon 3 Wochen geschrieen." Dies Wunder von einem Hirsch er-
regte europäisches Aufsehen. Das Geweih ist in dem Audienz- oder Monströsen-
saale zu Schloß Moritzburg bei Dresdeu aufgehängt.
Neben dem Schwarzwild enthält der Grunewald Roth- und Damhirsche,
Rehe, Füchse, Hasen, denen ebenfalls eifrig nachgestellt wird. Im Winter müssen
zur Durchfütterung des Wildes daselbst nicht unbeträchtliche Summen auf-
gewendet werden, weil bei starkem Schneefall die Thiere vom Hungertode be-
droht sind. So schrieb das Hofjagdamt für den Grunewald im Jahre 1880— 81
folgende Lieferungen aus: 1200 Centner Wiesenheu, 400 Centner reife nn-
gedroschene Lupine und 200 Hektoliter. Kartoffeln.
Durch die ueue Zweigbahn der Berlin-Potsdamer Bahn, welche sich bei
Zehlendorf südwestlich abzweigt, ist die malerische Seenkette des Grüne-
Waldes, welche als altes Havelbett sich von dem Lietzensee bei Charlotten-
bürg bis zu der Ausbuchtung der Havel bei der Station Wannsee hinzieht, dem
Verkehr aufgeschlossen. - Der stille Strom, welcher mit seinem klaren Wasser
uud seinem feinsandigen Grund so recht zum Baden einladet, gewinnt hier, von
der Friedrich Wilhelms-Brücke westlich vorbei am Kladower Sandwerder bis
zur Kladower Bucht gemessen, die gewaltige Breite von 4500 in, wogegen
— vergleichsweise — die Breite der Elbe bei Dresden 500 m, die des Rheins
bei Köln 420 m beträgt. Durchgängig ist die Havel dort 1500 m breit.
Unweit der Station Wannsee oder Dreilinden, wie die unmittelbar gegenüber-
liegende Station der Berlin-Wetzlarer Bahn heißt, zweigt sich südöstlich ein
einsamer Waldweg ab, auf welchem man nach einer Viertelstuude Gehens ein
einsames und schlichtes Forsthaus erreicht, das sich als solches durch Geweih-
schmuck und das Gekläff von Jagdhunden zu erkennen giebt.
Hier, im Jagdhaus Dreilinden, haust einer'der besten und eifrigsten
deutschen Jäger in ländlicher Zurückgezogenheit, der Neffe des deutschen Kai-
sers, der Feldmarschall Prinz Friedrich Karl. Für Verschönerungsanlagen