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sehr gut bezahlt werden; man kann sie aber auch unmittelbar
aus Samen ziehen. Im letztern Falle sät man den Samen dünn
in 5 cm voneinander entfernten Reihen und verzieht die dicht¬
stehenden Pflanzen Mitte Mai auf 6—12 cm. Steckzwiebeln
werden im März in einer Entfernung von 12 bis 15 cm 1% cm
tief gesteckt. Die Beete werden gehörig rein gehalten, und die
Erde wird im Sommer einigemal an die Zwiebeln hergezogen.
Bei der Ernte lägt man die Zwiebeln einige Tage auf dem
Boden abtrocknen, bringt sie dann eine Zeitlang dünn ausgebreitet
auf luftige Bodenräume, putzt Erde und Kraut ab und hängt
die Zwiebeln an Reifen oder in Büscheln an trocknen Orten auf.
Beliebt ist die blaßrote Kopfzwiebel und die dunkelrote,
sog. Ulm er Zwiebel. Martin.
186. Das Symbolische der Blumen.
Die Natur hat tausend Stimmen, aber in allen Ländern,
über allen Meeren, unter allen Zonen nur eine Sprache, eine
Sprache, die zum Himmel erhebt, die die Seele des Lauschenden
erquickt. Glücklich ist. wer ihre Sprache versteht — und sie ist
leicht verständlich — er fühlt sich nie allein, wenn er auch einsam
durch die Fluren wandelt. Die Lilie in ihrem makellosen Glanze
erzählt ihm von der zarten Schönheit, der Reinheit und Unschuld;
die Rose in ihrem Purpur ist ihm ein Bild inniger Liebe; die
Hoffnung strahlt frisch und erquickend aus dem Immergrün, sanfter
Friede aus dem Ölzweige und ewige Unsterblichkeit aus der be¬
scheidenen Immortelle. Ein Zweig von Rosmarin erinnert an
den herben Ernst des Lebens, der Palmzweig deutet auf errunge¬
nen Sieg, das duftende Veilchen gilt als das Bild der Demut und
Bescheidenheit. Von der Stärke und Beharrlichkeit in der Freund¬
schaft redet der prunklose Efeu, liebevolle Erinnerung spricht aus
dem blauäugigen Vergißmeinnicht, holde Anspruchslosigkeit aus
der Kornblume und mannhafte Treue aus dem Eichenlaub. Auch
die Stimmen des menschlichen Gemüts drücken die Blumen aus.
Auf stille Trauer deutet die Weide mit hängenden Zweigen,
auf schmerzliche Wehmut die Zypresse und auf tiefes Schauern
die Zitterpappel.
Diese rührende Beziehung des Gemüts zu den Blumen ist
die Ursache, warum wir. um tiefe Gefühle anzuzeigen, seien sie
heitrer oder trauriger Art. zu den Blumen unsre Zuflucht nehmen.
Glauben wir doch, kein Fest aus vollem Gemüt feiern zu können,
ohne daß wir seine tiefere Bedeutung durch Blumen versinnbilden.
Blumen begleiten uns durch das ganze Leben hindurch. Mit
Blumen schmücken wir die Unschuld des Kindes; Blumen flechten
wir der Braut in das Haar; aus Lobeerzweigen winden wir
dem siegreichen Helden einen Kranz; mit Blumen schmücken und
bestreuen wir die Stätten der Andacht; Blumen legen wir auf
den Sarg des Vollendeten, und Blumen pflanzen wir auf den