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wolle sie einen tiefen Schmerz ausdrücken, streckte sie sich zu den Füßen
der Herrin nieder und suchte dann wiederum das Weite. Editha befahl
einem Jäger, dem Tiere zu folgen. Er ging der Spur nach und fand
jenseit der Elbe die Hirschkuh mit einem ihrer Jungen beschäftigt, das
sich in einer Schlinge gefangen hatte. Der Jäger befreite das Tier, und
schnell eilte die Mutter mit dem Jungen in das tiefe Gebüsch. Froh
hörte Editha, wie der armen Mutter geholfen war.
In solchen Erzählungen lebte jahrhundertelang das Andenken der
guten Königin fort und vererbte sich von Kind auf Kindeskind. Sie
fand ihr Grab zu Magdeburg in dem Kloster des heiligen Moritz, welches
Otto auf ihrem Wittum nach ihrem ausdrücklichen Wunsche im Jahre
937 errichtet hatte. Ihr Denkmal sah man dort einst auf der Nordseite
der alten Kirche; jetzt verherrlicht sie ein stattlicher Sarkophag in dem
prachtvollen Dome, der dort einige Jahrhundert nachher als eines der
15 erhabensten Werke deutscher Kunst erbaut ist. W. von Giesebrecht.
Druck von Velhagen & Klasing in Bielefeld.