Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

IV. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 
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9. Wo geht's zum frohen Alter? 
Sprecht, 
wo ist der Weg zu Ehr' und Ruh'? 
Grad' vor dir hin in Mäßigkeit, 
mit stillem Sinn in Pflicht und Recht. 
10. Und führt zum Kreuzweg dich 
die Spur, 
und weißt du nicht den rechten Pfad, 
so frage beim Gewissen an; 
es kaun ja deutsch, — ihm folge nur! 
11. Wo ist der Weg zum Leichen- 
stein? 
Ach, frage nicht! geh, wo du willst; 
zur stillen Gruft im kühlen Grund 
führt jeder Weg, kannst sicher sein. 
12. In Gottesfurcht nur wandle hier! 
Das rat ich dir, soviel ich kaun. 
Ein heimlich Pförtchen hat das Grab, 
und manches zeigt es jenseits dir. 
I. P. Hebel. 
79. Sprüche, Sprichwörter und Merkworte. 
1.Tim. 5,8. Wer die Seinen, sonderlich seine Hausgenossen, 
nicht versorget, der hat den Glauben verleugnet und ist ärger 
als ein Heide. 
Bis Abend glänzt kein Morgenrot, 
drum spare beizeiten für Alter und Not. 
Wer alles kauft, was er nicht braucht, 
muß bald verkaufen, was er braucht. 
Zur Haushaltung gehören vier Pfennige: ein Notpfennig, ein 
Zehrpfennig, ein Ehrenpfennig und ein Gottespfennig. 
Nicht Reichtum macht glücklich; Zufriedenheit macht reich. 
Zufriedensein ist große Kunst, 
zufrieden scheinen großer Dunst, 
zufrieden werden großes Glück, 
zufrieden bleiben Meisterstück. 
Genieße, was dir Gott beschieden, 
entbehre gern, was du nicht hast. 
Ein jeder Stand, hat seinen Frieden, 
ein jeder Stand hat seine Last. 
Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die 
Füße unbedeckt. — Mancher möchte leben und essen, aber er 
hat das Arbeiten vergessen. — Wohlgeschmack bringt Bettelsack. 
— Man muß»sich rühren, wenn man nicht will frieren. 
Der Mann fährt mit Wagen nicht so viel ins Haus, 
als die Frau mit der Schürze kann tragen hinaus. 
Iß, was gar ist; trink, was klar ist; sprich, was wahr ist. — 
Wer trinkt ohne Durst und ißt ohne Hunger, stirbt desto junger. 
— Wie einer ißt, so arbeitet er auch. — Wer will mit essen, 
muß auch mit dreschen. — Man ißt, um zu leben, und lebt nicht, 
um zu essen. — Wer zur Hoffart borgt, trägt am Ende geflickte 
Schuhe. — Den Geizhals und ein fettes Schwein sieht man im 
Tod erst nützlich sein. — Geiz und Bettelsack sind bodenlos.
	        
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