Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

IV. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 
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liche Begründer der Gaserzeugung ist aber ein Schotte, der 1792 sein 
Haus und seine Werkstätte mit Steinkohlengas beleuchtete. Solches Gas 
besteht aus Kohlenstoff und Wasserstosfgas und heißt darum Kohlen¬ 
wasserstoffgas. Heutzutage finden wir in allen größeren und selbst in 
mittlerenStädten der gebildeten Welt dasGas als Leuchtstoff verwendet. 
Wenn wir auch zugeben müssen, daß die Gasanstalten seit ihrem 
Bestehen bedeutend vervollkommnet worden sind, so ist doch die Art 
der Bereitung des Gases im wesentlichen dieselbe geblieben. In Röhren 
ans feuerfestem Ton wird möglichst schwefelsreie Kohle bei Luftabschluß 
tüchtig erhitzt. Das sich entwickelnde Gas wird mehrmals gereinigt 
und dringt zuletzt in den Gasometer. Von hier aus wird es ditrch 
Röhren, die zuletzt immer enger werden, bis in unsere Wohnungen, 
bis in Fabrikräume oder bis in Straßenlaternen geleitet. 
Beide Leuchtstoffe aber, Gas wie Petroleum, sind oft schon Ur¬ 
sache von großem Elend geworden; beide explodieren nämlich sehr leicht. 
Allein 1877 sind in Berlin 34 Menschen durch Gasexplosionen ums 
Leben gekommen. In den letzten Jahren wurden mehrere menschen¬ 
gefüllte Theater ein Raub der Flammen infolge unvorsichtiger Behand¬ 
lung des Gases. Noch andere Nachteile hat der Gasgebrauch. Das 
Gas entweicht aus den kleinsten Rissen in den Röhren und verbreitet 
einen häßlichen Geruch. Die gelbliche Flamme verändert die Farben, 
erzeugt viel Wärme und verschlechtert die Luft durch Verbrennung des 
Sauerstoffs. Das Gas glüh licht beseitigt manche dieser Nachteile. 
Sein glänzendes, helles Licht rührt von der Weißglut eines Säckchens 
oder Strumpfes aus schwer schmelzbaren Metallverbindungen her. 
Die größte Leuchtkraft hat das elektrische Licht. Es entwickelt 
fast gar keine Wärme und entnimmt der umgebenden Luft keinen 
Sauerstoff zur Verbrennung, so daß es durch seine Anwendung der 
Gesundheit nicht unzuträglich wird. Es verändert die Farbe der be¬ 
leuchteten Körper nicht im mindesten. Es liefert für Werkstätten 
und große Räume eine sehr ausgiebige Beleuchtung. Es kann Räume 
beleuchten, die von dem Orte, wo die Elektrizität erzeugt wird, sehr 
entfernt liegen. Es vermindert die Gefahren von Unglücksfällen; 
eine Feuersgefahr kann durch elektrisches Licht schwerlich entstehen, 
nur durch den sogenannten Kurzschluß. 
Zur Herstellung einer elektrischen Beleuchtung gehören drei Stücke: 
ein Triebwerk zur Erzeugung der Elektrizität, eine Leitung der letzteru 
bis zu dem Orte, wo das Licht gebraucht wird, und eine geeignete 
Vorrichtung, um aus der Kraft der Elektrizität in erforderlicher 
Weise Lichl zu erzeugen und zu erhalten. 
Reibt man im Finstern eine Siegellack-, Glas- oder Hartgummi¬ 
stange mit einem wollenen Lappen, so kann man bekanntlich aus diesen 
Körpern mit dem trockenen Fiugerknöchel kleine, knisternde Funken 
ziehen. Mit Hilfe einer Elektrisiermaschine erhält man ziemlich lange 
Funken. Es wäre nicht falsch, die hier entstandenen Lichterscheinungen 
als elektrisches Licht zu bezeichnen. 
Werden Zink und Kupfer in ein mit verdünnter Schwefelsäure 
gefülltes Gefäß gebracht, so bilden sie ein sogenanntes „galvanisches
	        
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