Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

VI. Bildung und ihre Bedeutung, Besitz und seine Pflichten. 149 
Ich kann, das ist das Maß der mir verlieh’nen Kraft, 
der Tat, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft. 
Ich will, die höchste Krön’ ist dieses, die mich schmückt, 
der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt. 
Ich darf, das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel, 
beim aufgetanen Tor der Freiheit auch ein Riegel. 
Ich mag, das endlich ist, was zwischen allen schwimmt, 
ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt. 
Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag, 
die Sechse nehmen mich in Anspruch jeden Tag. 
Nur wenn du stets mich lehrst, weiß ich, was jeden Tag 
ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag. 
Rückert. 
1VS. Sprüche, Sprichwörter und Merkworte. 
Spr. H, \. Merket auf, daß ihr lernet und klug werdet. 
Luk. \2, <\2. wie ein groß Ding ist's um einen treuen und 
klugen Fjaushalter. 
Lerne was, so kannst du was. — Lerne beizeiten, so kannst 
du's bei Leuten. 
Die fugend ist die Zeit der Saat, das Alter erntet Früchte, 
wer jung nicht, was er sollte, tat, des Hoffnung wird zunichte. 
Nicht das, was einer kann, auch nicht, was er ersann, 
und nicht, was er gewann, — nur der Charakter macht den Mann. 
wer was kann, den hält man wert, 
den Ungeschickten niemand begehrt. 
was ich hab', das kann man mir stehlen; 
was ich weiß, wird niemals mir fehlen. 
Drum soll an seines Lebens Morgen 
ein jeder zuerst für das wissen sorgen. 
weite Welt und breites Leben, 
langer Zähre redlich Streben, 
stets geforscht und stets gegründet, 
nie geschlossen, oft geründet, 
Ältestes bewahrt mit Treue, 
freundlich aufgefaßt das Neue, 
heitrer Sinn und reine Zwecke: 
Nun, man kommt wohl eine Strecke! 
Das schönste Kleid der Tüchtigkeit ist und bleibt Bescheiden¬ 
heit. — Demut ist die schönste Tugend, ziert das Alter und die 
Zugend. 
Mönch. 
Goethe.
	        
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