206 VIII Der Garten und seine Pflanzen, der Weinberg und seine Reben.
verletzt wird und hieraus sich leicht brandige Stellen entwickeln
können, die das Absterben des ganzen Stammes mitunter zur Folge
haben. Die erstere Art ist gefahrloser.
Man schneidet das Reis bis auf das Mark platt durch und spitzt
die andere Hälfte zu. Von dieser löst man die äußere Rinde, soweit
sie von der Rinde des Wildlings bedeckt werden soll, vorsichtig ab,
ohne die innere, grüne Rinde zu beschädigen. Es wird nun der
Wildling wagerecht abgeschnitten, seine Rinde oben von der Platte
einen Zoll abwärts geschlitzt, das Reis aufgesetzt und die beiden Flügel
Spaltpfropfen. Fig. 3. Rindenpfropfen.
der Rinde um dasselbe umgeschlagen. Hierauf wird der Verband
umgelegt.
Die später unter der Pfropfstelle hervorwachsenden Triebe werden
alle fortgeschnitten und höchstens nur zum Saftziehen so lange stehen
gelassen, bis das Edelreis einige Zoll gewachsen ist. Diese Veredelungs-
art wird, weil die Rinde des Baumes sich gut lösen muß, gewöhnlich
gegen Ende April oder allfangs Mai vorgenommen. Arendt.
142. Der Obstbau, eine Duelle des Wohlstandes.
Obwohl die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten sehr be¬
deutende Fortschritte gemacht hat, ist sie doch in manchen Beziehungen
hinter der Zeit zurückgeblieben. Ganz besonders gilt dieses von dem
Obstbau, diesem in mehr als einer Hinsicht so wichtigen Betriebszweige.
Daß derselbe im Deutschen Reiche noch sehr darniederliegt, lehrt die
Statistik, welche höchst bedeutsame Ziffern über die Aus- und Einfuhr
von Obst gibt.
Im Jahre 1895 betrug die Einfuhr frischen Obstes nach Württem¬
berg 1467000 Zentner je 4V2 = 6601500 JjL Und doch liegen
die Verhältnisse in Württemberg nach allen Seiten hin so, daß es