Vill. Der Garten und seine Pflanzen, der Weinberg und seine Reben. 221
dickeren Wurzeln warzenartige Erhabenheiten. Die so befallenen
Wurzeln vertrocknen oder geraten bald in Fäulnis. Da nun die
Anzahl der Läuse von Woche zu Woche wächst, so ist es nicht zu ver¬
wundern, daß der Stock trotz aller Anstrengung, die er macht, uni
neue Wurzeln zu bilden, endlich elendiglich zugrunde gehen muß.
Äußerlich sieht man dem Stocke im ersten Jahre des Befallenseins
Meistens noch nichts an, aber im zweiten Jahre werden die Triebe
kürzer, die oberen Blätter kleiner, die Ranken verkürzen sich, die
Blätter werden im August schon
gelb, und in einem Zeitraum von
einigen Jahren stirbt der Stock voll¬
ständig ab. Schlimm bei der Sache
ist, daß man aus Unachtsamkeit
oder Unkenntnis diese kaum be¬
merkbaren Anzeichen übersieht und
die Reblaus erst dann entdeckt,
wenn es schon zu spät ist, so daß
ihre Bekämpfung und Vernichtung,
wenn sie überhaupt noch gelingt,
sich meistens Jahrzehnte hinauszieht
und ungeheure Geldopfer erfordert.
Die alte Wurzellaus oder Amme
verläßt in der Regel nicht mehr Reblaus (küMoxerg. v^trix)
den Platz, wo sie sich angesaugt hat, an welwem die Laus sitzt und durch ibr Saugen
legt dort40Eier, ausweichen die bie Endungen e.zeugt bat. (Sehr vergr.s
jungen Läuse sehr bald ausschlüpfen, ihre zerstörende Tätigkeit sofort
beginnen und nach kurzer Zeit gleichfalls Eier legen. Im Winter bleiben
die Rebläuse an der Stelle sitzen, wo sie die kalte Jahreszeit überrascht
hat, erwachen aber im Frühjahr und beginnen von neuem ihr verderb¬
liches Werk. Aber nicht bloß in dieser Form tritt die Reblaus auf,
sondern sie zeigt sich auch wie bei den Ameisen als geflügeltes Insekt.
Unter den jungen Rebläusen gewahrt man nämlich im August
oder September Tiere, welche schwarze Flügelstummel besitzen, die
sog. Nymphen. Die Flügelansätze werden nach und nach größer, und
das Tier verläßt endlich nach der letzten Häutung den Boden, wobei
sich die Flügelstummel nach kurzer Zeit zu eigentlichen Flügeln aus¬
bilden. Obgleich die geflügelte Reblaus nicht das Vermögen hat,
weite Ausflüge wie z. B. die Biene zu machen, so treibt sie doch der
Wind mitunter auf weite Entfernungen fort. Wenn nun eine solche
geflügelte Laus in einem Weinberge niederfällt, so fängt sie sogleich an,
Eier in verschiedener Größe zu legen. Sie legt dieselben aber nicht
auf die Erde, sondern auf die Blätter des Weinstockes und zwar
meistens in die Ecken der Nerven auf der Unterseite des Blattes.
Aus den größeren entstehen die Weibchen, aus den Üeineren die
Männchen. Beide Geschlechter paaren sich, und das Weibchen legt
an den unteren Teil des Weinstockes ein einziges Ei, das sogenannte
Winterei, aus welchem im nächsten Frühjahr eine Laus hervor¬
kommt, welche alsbald eine Erdspalte aufsucht und hier auf eine Reb-