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IX. Der Acker und seine Bearbeitung re.
Winkel des Kirchenbodens oder aus alten, verfallenen Mauern und
hohlen Bäumen die Fledermaus, schwirrt durch die Luft in ihren
eigentümlichen Wendungen und beißt den schwirrenden Käfer unb
Schmetterling, die Flügel rechts und links fallen lassend, geschickt aus
der Mitte heraus. Die Eule ist ihr hauptsächlichster Feind; es wird
dieser indessen schwer, das bald hierhin, bald dahin flatternde Tier
zu ergreifen, und selbst nach Beendigung ihrer Jagd in früher
Morgenstunde weiß sich die Fledermaus so geschickt zu verbergen,
daß es dem geübtesten Auge schwer wird, sie zu entdecken, und der
gewandtesten Kralle Mühe macht, sie zu fassen.
Der Förster, dem jeder hohle Baum im Walde ein Greuel ist,
weil an seiner Stelle doch ein Stück gesundes Holz wachsen könnte,
und weil er die Brutstätte von Bockkäfern, Rüßlern, Bohrern und
anderen schädlichen Insekten ist, läßt leider so häufig den geliebten
Aufenthaltsort von Fledermäusen, Spechten, Meisen usw. niederlegen
und zerstört damit ganze Gesellschaften von jenen nützlichen Flatter¬
tieren, die ihm bei der Bekämpfung der gefährlichen Nonne, des
Kiefernspinners u. a. so ausgezeichnete Dienste leisten könnten.
Es ist das um so mehr zu beklagen, als die Fledermaus nur all¬
jährlich ein Junges wirst, sich also recht langsam vermehrt. Alle
derartigen Eingriffe in das stille Walten der Natur rächen sich stets
sehr empfindlich. Darum Schutz den nützlichenTieren in Feld und Wald!
Dazu gehören auch dieEulen, wie sich aus ihren Gewöllen leicht
nachweisen läßt. Gewölle sind diejenigen unverdaulichen Stoffe, Haare,
Knochen, Zähne, Federn, welche Raubvögel mit ihrer Nahrung ver¬
schlingen und dann durch Brechbewegungen in rundlichen Ballen
wieder von sich geben. Die Eulen leben fast nur von Mäusen und
Natten. Außerdem fressen sie aber auch ausnahmsweise Wiesel,
Maulwürfe, Vögel kleinerer Art und Käser. Die Eule ist die Katze
unter den Vögeln und geht Nachts auf Raub aus, während sie den
Tag in der höchsten Spitze des Kirchturmes, unzugänglichen Felslöchern
und hohlen Bäumen verbringt. Manche Naturforscher schlagen vor,
ihr durch Öffnen der Fenster am Abend den Zugang zum Korn¬
boden zu ermöglichen, da sie die Mäusejagd so wirksam betreibe wie
die Katze, dabei aber das Korn nicht so ekelhaft verunreinige wie
diese. Daß sie Speck fressen soll, ist wohl eine übele Nachrede. Wenn
sie sich im Winter einmal in den Schornstein verirrt, so geschieht
das, weil sie Schutz sucht gegen die strenge Kälte.
Als die nützlichsten Raubvögel muß man die Bussarde schätzen
und schützen. Der Naturforscher Martin sagt: „Jeder Bussard ver¬
langt täglich 15, 20, ja 25 Mäuse zu seiner Nahrung, wie ich an
vielen Hunderten derselben, die ich zu verschiedenen Jahreszeiten und
in sehr verschiedenen Ländern untersuchte, nachzuweisen imstande bin.
Nur ein einziges Mal traf ich einen, der ein Rebhuhn gekröpft hatte,
was er entweder einem Habicht abgejagt oder aber verendet gefunden
haben kann."
Wer über das Feld geht, sieht den fleißigen Jäger in Tätig¬
keit. Dort hängt er in der Lust an einer Stelle und späht aufmerk-