Object: Die Praxis der Elementarklasse

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I. Erzählungen 
Sohn in seinem künftigen Stande nicht viel zu wis¬ 
sen brauche, und dass es ihm nicht fehlen könne, 
wenn er ihm nur das Gut wohleingerichtet hinter¬ 
liesse. Aber Beide irrten sehr, denn sie dachten 
nicht daran, dass die Gewöhnung an unnütze Be¬ 
schäftigungen noch weit schlimmere Folgen hat, als 
die blosse Versäumniss des Guten, welches man in 
der Jugend hätte lernen können. 
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule 
verlassen musste, wollte ihn der Vater zur Wirth¬ 
schaft anführen, und trug ihm also bald diese, bald 
jene Geschäfte auf; aber Moritz ging lieber seinen 
gewohnten Lustbarkeiten nach. Anstatt auf dem 
Felde zu sein, um die Knechte zur Arbeit anzutrei¬ 
ben, ritt er nach der Stadt zu seinen Bekannten und 
spielte, und liess die Knechte arbeiten, wie sie woll¬ 
ten. 
Der Vater schalt zwar desswegen hart, aber es 
half nichts, und er starb., wie man sagt, vor Ver¬ 
druss über die Liederlichkeit seines Sohnes, Nun 
war Moritz Herr des Gutes, und konnte ganz nach 
seinem Willen handeln. Nach dem Sprichwort: 
Jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch eben so 
leichtsinnig, wie er vorher war. Er lebte immer 
in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft 
zu bekümmern, und in ein paar Jahren war das 
Gut so verschuldet, dass es öffentlich verkauft wer¬ 
den musste. Ein benachbarter Edelmann kaufte 
es, und Christoph, der bisher als Verwalter auf 
demselben gestanden, und durch Fleiss und Spar¬ 
samkeit sich Etwas erworben hatte, nahm es in 
Pacht. Das Geld von dem verkauften Gute reichte 
nicht einmal hin, Moritzens Schulden zu bezahlen, 
und also hätte er ein Landläufer werden müssen, 
wenn sich Christoph nicht aus Dankbarkeit und Mit¬ 
leiden seiner angenommen, und ihm freie Wohnung 
und freienfTisch bei sich gegeben hätte. 
Fleiss und Sparsamkeit bewahren vor vielem 
Bösen, aber Müfsiggang lehrt alle Laster. 
Sprüchw. 12, ii. und Kap. 10, 4.
	        
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