Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

298 XI-,Die Gemeinde und ihre Pflichten, die Genossenschaft und ihr Segen. 
Lobt nicht der Fremde bei uns die ausgebesserten Tore 
und den geweißten Turin und die wohlerneuerte Kirche? 
Rühmt nicht jeder das Pflaster? die wasserreichen, verdeckten, 
25 wohlverteilten Kanäle, die Nutzen und Sicherheit bringen, 
daß dem Feuer sogleich beim ersten Ausbruch gewehrt sei? 
Ist das nicht alles geschehen seit jenem schrecklichen Brande? 
Bauherr war ich sechsmal im Rat und habe mir Beifall, 
habe mir herzlichen Dank von guten Bürgern verdienet, 
30 was ich angab, emsig betrieben und so auch die Anstalt 
redlicher Männer vollführt, die sie unvollendet verließen. 
So kain endlich die Lust in jedes Mitglied des Rates. 
Alle bestreben sich jetzt, und schon ist der neue Chausseebau 
fest beschlossen, der uns mit der großen Straße verbindet. 
35 Aber ich fürchte nur sehr, so wird die Jugend nicht handeln! 
Denn die einen, sie denken auf Lust und vergänglichen Putz nur; 
andere hocken zu Haus' und brüten hinter dem Ofen. 
Aus Goethes „Hermann und Dorothea". 
189. Sprüche, Sprichwörter und Merkworte. 
Jer. 29, 7: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum 
Herrn; denn wenn es ihr wohl gehet, so gehet es auch euch 
wohl. - - 
Wer etwas Treffliches leisten will, hätt’ gern was Großes 
geboren, der sammle still und unerschlafft im kleinsten Punkte 
die höchste Kraft. — Besser allein als in böser Gemein. — Viel 
Köpfe, viel Sinne. Goethe. 
Einigkeit, ein festes Band, hält zusammen Leut’ und Land. 
— Es ist nicht gut, wenn viel regieren, das Steuer soll nur einer 
führen. — „Der Vorteil des Einzelnen besteht im Wohlsein des 
Ganzen. Wo jeder nur für sich sorgt, da muß alle menschliche 
Verbindung aufhören.“ — 
Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes 
werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes dich an. 
Schiller.. 
Wie groß du für dich seist, vorm Ganzen bist du nichtig, 
doch als des Ganzen Glied bist du als kleinstes wichtig. 
.Rückert.' 
190. Eine Hand wäscht die andere. 
So sagt man wohl, wenn ein Schelm dem andern durchhilst, 
und mancher unehrliche Mensch sagt's einem andern, dem er einen 
kleinen Gefallen getan hak. — Pfui! so meint's das Sprichwort nicht. 
Denkt einmal nach! Wenn ihr euch die Hände waschet, so wird, wenn 
ihr auch die eine nach allen Ecken im Wasser herumschlenkert, sie
	        
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