Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

XIV. Weite Welt und Wanderung ins Weite. 443 
Amerikaner Graham Bell und der Deutsche Siemens, 
dessen Fernsprecher in der Reichs-Telegraphenverwaltung allgemein zur 
Anwendung gekommen ist. Doch ist auch hier für Verbesserungen 
noch Raum. Besonders ist man bestrebt, die Entfernungen zu erweitern, 
auf die telephoniert werden kann. 
Alle großen Städte des Reiches sind jetzt schon mit einem dichten 
Netze von Telephondrähten überzogen, und die Reichspostverwaltung 
hat eine Verordnung erlassen, welche die Benutzung dieses neuen 
Verkehrsmittels regelt. Seine Brauchbarkeit hat sich bis jetzt geltend 
gemacht als Signaleinrichtung für Feuermeldungen und Wasserleitungen, 
in Gasthöfen und großen Fabriken, bei Eisenbahnen und im Verkehr 
der Handelshäuser, Geschäftsstellen und Wohnungen. Auch ist durch 
den Fernsprecher der Anschluß einer größeren Zahl kleinerer Orte an 
das Telegraphennetz möglich geworden. 
Der Fernsprechverkehr wird in größeren Städten durch ein be¬ 
sonderes Amt vermittelt. Jede Stelle wird durch eine besondere Leitung 
aus Stahldraht, der an eisernen Ständern über die Dächer der Häuser 
fortgeführt wird, mit dem Fernsprechvermittelungsamte verbunden. 
Dieses Amt hat die Aufgabe, die einzelnen Leitungen nach dem jedes¬ 
maligen Wunsche des Stelle-Inhabers mit einander in Verbindung zu 
setzen, wenn ein Gespräch erfolgen soll. 
Nach dem Lesebuch v. Schürmann und Windmöller. 
277 (298). Die deutschen Kolonien oder Ansiedelungen. 
So sehr der Deutsche an seiner Heimat hängt, so wanderlustig 
ist er auch. Dieser Wandertrieb führte die Deutschen in die ver¬ 
schiedensten Länder und machte sie zu den besten Ansiedlern. So sind 
Kurland, Livland und Preußen zu deutschen Kulturländern gemacht 
worden. Sachsen siedelten nach Siebenbürgen und Süddeutsche nach 
Rußland über und gründeten blühende Kolonien. Die Blüte der 
Vereinigten Staaten von Nordamerika ist hanpisächlich auch den deutschen 
Einwanderern mit zu danken. Leider verloren die deutschen Ansiedler 
meist den Zusammenhang mit dem Mutterlande und gingen in den 
fremden Völkern auf. Man nannte sie deshalb spottweise „Völker- 
und Kultur-Dünger". Erst das neugegründete Deutsche Reich mit 
seinem emporblühenden Welthandel war stark genug, eigene An¬ 
siedelungen in fremden Erdteilen zu erwerben. Den Anfang machten 
1883 unter dem Schutze des Reiches die großen Kaufleute Lüderitz 
in Bremen und Wo ermann in Hamburg mit Angra-Pequena und 
Kamerun im westlichen Afrika. Es folgten Schlag auf Schlag die 
Erwerbung von Togoland, Deutsch-Ostafrika und einer Anzahl 
Inseln in der Südsee. 
Besondere Verdienste erwarben sich durch Entdeckungsreisen und 
Erwerbung von Ländern die Reisenden Dr. Nachtigal, Dr. Peters, 
Dr. Jühlke, Graf Pfeil und Dr. Finsch, letzterer in der Südsee, 
erstere in Afrika. Leider ist keine unserer Ansiedelungen ganz geeignet, 
den Überschuß des deutschen Volkes, das jährlich um x/2 Million
	        
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