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gleichmäßigen, bildsamen (plastischen) Brei verarbeiten. Um den Zu-
sammenhang des Lehmmörtels anch nach dem Austrocknen zu erhalten,
vermengt man den Lehmbrei mit kleingeschnittenem Stroh (Häcksel), mit
Gerstcngranncn, Kälberhaaren u. s. w.
Lehmmörtel wird vom Wasser aufgeweicht, widersteht aber dem
Feuer und wird deshalb nur im Trockenen verwendet, aber auch da nur
für untergeordnete Bauwerke, sodann für Feuerungsanlagen wie Herde,.
Ofen, Schornsteine u. s. w.
2. Der Kalkmörtel ist eine Mischung von gelöschtem Kalk
(Weißkalk) mit Sand und Wasser.
Die in der Natur vorkommenden Kalksteine sind ihrer Beschaffcn--
heit und Zusammensetzung nach verschieden. Während der weiße Mar¬
mor oder Statuenmarmor aus 44 % Kohlensäure und 56 % Kalk
(gebranntem Kalk oder Ätzkalk) besteht, also reiner kohlensaurer Kalt
ist, enthalten die gewöhnlichen Kalksteine außer dem Hauptbestandteil,
dem kohlensauren Kalk, noch mehr oder weniger Beimengungen, beson¬
ders Thon, Quarzsand, Magnesia, Eisenverbindungen u. s. w., wodurch
ihr Verhalten be.m Brennen und Löschen sehr beeinflußt wird.
Besitzen die Kalksteine über 90 % kohlensauren Kalk, so sind sie
zur Herstellung von Luftmörtel vorzüglich geeignet, weil sie einen sehr-
fetten Kalk geben. Noch gut brauchbar zu Luftmörtel sind Kalksteine
mit etwa 80 % kohlensaurem Kalk und 20 °/° Beimengungen; sie liefern,
den sog. mageren Kalk. Ist aber der Kalkstein an kohlensaurem Kalk
ärmer (Kalkmergel), so löscht er sich nach dem Brennen nicht mehr zu
einem zarten, weißen Brei; er ist dann zur Bereitung von Luftmörtel
nicht mehr zu gebrauchen, wohl aber zur Herstellung von Cementen.
Das Kalkbrennen geschieht bei uns in den sogenannten Kalköfen.
Bei richtigem Brennen verlieren die Kalksteine zunächst das als „Bruch-
feuchtigkeit" vorhandene, dann das chemisch gebundene Wasser und schlie߬
lich bei einer Hitze von 600—800° G die Kohlensäure; sie werden
leichter, rissig porös und zeigen je nach der Reinheit eine weiße, gelb¬
lichgraue oder dunkelgraue Farbe. Erfolgt das Brennen bei zu hoher
Temperatur, so tritt bei unreinen Kalksteinen und Kalkmergeln eine
Sinterung d. h. ein teilweises Schmelzen, eine Verschlackung, ein; der
Kalk wird „totgebraunt" nnd löscht dann mit Wasser nur sehr schwer
oder gar nicht mehr. Ist umgekehrt die Brenntemperatur zu niedrig
oder werden zu große Stücke in den Kalkofen gebracht, so bleibt im
Innern der Stücke noch kohlensaurer Kalk übrig, der nicht mit Wasser
gelöscht werden kann. Dieser „ungare" Kalk ist wie der totgebrannte,
zur Mörtelbereitung unbrauchbar.
Gutgebranntcr Kalk (Ätzkalk) saugt begierig Wasser auf und must
deshalb bis zum Löschen in trockenen Räumen aufbewahrt werden.