Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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die sich öffnenden Kapseln heraus. Sie werden dann durch Maschinen 
von den Samen befreit, zu großen Ballen zusammengepreßt und ver¬ 
sendet. Die meiste Baumwolle liefern die Plantagen des Mississippi¬ 
gebietes; aber auch Südamerika, Indien, Arabien und Ägypten liefern 
gute Ware. 
Die Güte der Baumwolle hängt wie die der Wolle von der Feinheit,» 
Weichheit und Festigkeit, ferner vom Glanze und der Farbe ab. Lang¬ 
faserige, glänzendweiße Ware ist die teuerste. 
Den Rohstoff für Leinwand liefert der Hanf, ferner der Lein 
oder Flachs. Letzterer verlangt ein feuchtes, wenn auch kälteres Klima 
und wird daher vorzugsweise im Norden gepflanzt, während der Hans 
besser in Süddeutschland, besonders in Baden, gedeiht. Anbau und 
Fasergewinnung sind bei beiden ziemlich gleich. Die ausgerauften Stengel 
werden auf dem Felde getrocknet und dann einige Tage ins Wasser 
gelegt. Dadurch löst sich der Bast, der die brauchbare Faser enthält, 
von: Stengel. Durch das darauffolgende Trocknen an der Sonne oder 
im Ofen werden die Stengel dürr und brüchig. Sie werden alsdann 
zwischen Walzen oder den hölzernen Messern der Hanfbreche vielfach 
gebrochen, so daß die festen Stengelteile herausfallen und die Faser allein 
übrig bleibt. Durch die vielen feinen Nadeln der Hechel werden endlich 
die letzten Stengelteile entfernt und die Fasern fein gespalten, wobei die 
kurzen und unreinen Fasern, das Werg, von den spinnfähigen besseren 
Fasern geschieden werden. Letztere geben dann die Leinwand, während 
das Werg zu Seilen, Packleinen u. s. w. verarbeitet wird. 
In neuerer Zeit verwendet man auch die Jute, eine in Ostindien 
heimische hanfartige Pflanze, deren Faser ähnlich wie die des Hanfes 
gewonnen wird. Jute wird zu Teppichen, Läufern, Vorhängen u. s. w. 
verwendet, manchmal auch mit Hanf oder Baumwolle verarbeitet. Auch 
-die Faser der Nessel kann zur Herstellung von Geweben benützt werden. 
Den edelsten Stoff zu Geweben bildet die Seide. Die Seiden¬ 
raupe wickelt sich beim Verpuppen in einen bis zu 1000 m langen glän¬ 
zenden, meist gelblichen Faden ein. Dadurch entsteht ein eirundes Ge¬ 
bilde von der Größe einer Pflaume, das man Cocon heißt. Man 
tötet das im Cocon befindliche Tier durch Backofenhitzc und legt dann 
-den Cocon in heißes Wasser, um die klebrigen Bestandteile des Fadens 
zu entfernen. Hierauf werden durch Haspeln mehrere Fäden zu einem 
stärkeren vereinigt. Die bessere Seide giebt Nähseide und das Materia' 
zu den verschiedenen Seidenstoffen. Die Abgänge geben Floret- oder 
Chappcseide. China und Japan liefern die meiste Seide. In unserem Erd¬ 
teile befaßt man sich mit ihrer Gewinnung besonders in Südsrankreich. 
Der Seidenfaden zeichnet sich durch große Festigkeit und schönen 
'Glanz aus, der auch beim Färben nicht verloren geht.
	        
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