63 
und sonst nichts auf der Welt." Die Menge braust. Der Kanzler 
tritt aus dem Hause. Tausende von Armen strecken sich ihm 
entgegen: Tausende von Herzen schlagen ihm zu. Der Verkehr 
stockt, die Straße bebt. Der Jubelschrei begleitet ihn bis zu 
seinem Hause, und durch denselben hindurch tönt: „Lieb Vater¬ 
land. magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein." 
Aus der schule f. d. Schule. A. Falcke. 
Lies Weitbrecht: Fürst Bismarck. 
34. Notwendigkeit einer starken Kriegsflotte. 
Kapitän Frisch hatte ausschließlich Weizen geladen, mit dessen 
Löschen man jetzt beschäftigt war. Cr war von Amerika gekommen, 
hatte nun aber eine gemilchte Fracht einzunehmen, die nach Süd¬ 
afrika bestimmt war. Dieselbe bestand vorwiegend aus Maschinen, 
Eisenplatten. Farben und Spielwaren. 
„Aber warum führen Sie denn Weizen bei uns ein?" fragte 
Rolf erstaunt, „wir bauen doch selbst Getreide genug." 
„Das tun wir eben leider nicht mehr, junger Freund." er¬ 
widerte der Kapitän. „Ja, es gab eine Zeit, so in den sechziger 
Jahren, da bauten wir noch genug Getreide, da konnten wir es 
sogar, wenn auch in bescheidenem Maße ausführen. Aber seitdem 
ist es anders geworden. Unsere Bevölkerung ist sehr stark ge¬ 
wachsen, aber nicht in demselben Maße die Getreideproduktion. 
Sie konnte mit Mühe und Not in den letzten Jahren das nötige 
Brotkorn für ca. 42 Millionen Menschen liefern. Da müßten 
fast 20 Millionen Deutsche verhungern, wenn wir nicht von fern¬ 
her die Produkte anderer Länder holten. Sie sehen also: Schiff¬ 
fahrt ist notwendig." 
„Wenn nun aber einmal ein Krieg ausbricht, der lange Zeit 
dauert, was dann?" 
„Ja, was dann?" sagte achselzuckend Kapitän Frisch. „Dann 
kommt es darauf an, die See für den Handel möglichst frei zu 
halten: denn Sie wissen doch, daß während des Krieges auf See 
noch recht barbarische Zustände herrschen. Auf dem Lande ist das 
feindliche Privateigentum auch im Kriege sicher, auf See dagegen 
ist es gute Beute des Gegners. Man weiß, daß man dem Feinde 
kaum eine schwerere Wunde zu schlagen vermag, als indem man ihm 
seinen Handel vernichtet, und darum wird unerbittlich Jagd auf 
jedes Handelsschiff des Eeoners gemacht und dasselbe entweder 
als gute P r i s e") zum nächsten Hafen geschleppt oder auf offener 
See verbrannt oder in den Grund gebohrt." 
„Unser Handel ist aber doch so groß, daß uns jedes Stocken des¬ 
selben aufs schwerste schädigen würde. Wie könnten wir im Falle 
eines Krieges denn der Gefahr begegnen, wie könnten wir dem 
Handel freie Bahn erhalten?" 
*) Beute.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.