Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

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beschweren." Einst reichte ihm in Pommern eine alte Frau eine Bitt¬ 
schrift in den Wagen, und da sie in derselben angeführt hatte, sie habe 
in jungen Jahren im Schlosse in Berlin gedient und dem Prinzen Fritz 
einst ein Butterbrot gegeben, sprach der König: „Na, da muß ich mich 
revanchieren. Sie soll jährlich eine Pension bekommen." 
Schulwesen. Das Schulwesen lag dem Könige sehr am Herzen. 
Besonders war er bestrebt, Volksschulen zu gründen und bestehende zu 
heben. Er erließ eine vortreffliche Verordnung, das General-Land- 
Schul-Reglement, in welchem er sagt, daß die Jugend durch eine 
vernünftige Unterweisung in der Gottessurcht und in anderen nützlichen 
Gegenständen zu besseren Unterthanen erzogen werden soll. Dieser Erlaß 
war von einem Berliner Geistlichen Namens Hecker ausgearbeitet, der 
selbst als Lehrer gewirkt hatte. Freilich kam diese Verordnung selten 
zur rechten Ausführung, weil es damals noch keinen Schulzwang in 
unserm Sinne gab, und man für den Unterricht der Jugend nicht die 
erforderlichen Mittel hergab. Auch fehlte es noch an Lehrern, welche 
eine tüchtige Bildung besaßen. Daher war es nicht selten, daß die 
Schuljugend durch Männer unterrichtet wurde, die nebenher, um sich zu 
ernähren, ein Handwerk trieben. Der Freiherr von Rochow, dein die 
Volksschnlbildnng sehr am Herzen lag, gründete auf seinem Gute Reckan 
bei Brandenburg eine Musterschule und schrieb einen „Kind erfreun d," 
das erste Lesebuch, welches für Landschulen erschienen ist. In Schlesien 
wirkte der Abt Ignaz von Felbiger sehr segensreich für das katholi¬ 
sche Schulwesen. 
Glaubensfreiheit. Friedrich gab jedem seiner Unterthanen die 
völlige Freiheit, seinen Gottesdienst zu halten, wie er wollte. Er sagte: 
„In meinem Staate dars jeder nach seiner Facon selig werden." Ob¬ 
gleich im Anfange der Regierung der kirchlichen Frömmigkeit fern stehend, 
zeigte er doch im späteren Alter aufrichtige Ehrfurcht vor dem höchsten 
Wesen. Die kirchliche Fürbitte, welche bis dahin lautete: „Insonderheit 
laß dir, o Gott, empfohlen sein Jhro Majestät, unsern teuersten 
König, ließ er dahin abändern: „Laß dir, o Gott, empfohlen sein Deinen 
Knecht, unsern König," weil er dem Höchsten gegenüber nicht als 
Majestät gelten wollte. 
Tägliche Lebensweise. Friedrichs rastlose Thätigkeit war durch 
pünktliche Ordnung geregelt. Im Sommer stand er um drei oder vier 
Uhr, im Winter um sechs Uhr aus, und jede Tagesstunde hatte ihre Be¬ 
stimmung. Alle eingelaufenen Briefe mußten ihm nach dein Aufstehen 
ihrem Hauptinhalte nach vorgetragen werden, und oft schrieb er eigen¬ 
händig einen kurzen Bescheid darunter. Daraus hörte er die Vortrüge 
seiner Räte, empfing fremde Gesaudte und nahm die Berichte über 
Militärsachen entgegen. Nach dem Kaffee blies er die Flöte und ging 
dabei im Zimmer auf und ab. Darauf las er Auszüge aus Bittschriften, 
die ihm durch seine Räte eingesandt waren, und setzte meistens den Be¬ 
scheid auf die Eingabe. Während der Arbeit mit den Räten speiste er 
mit Vorliebe Obst. Dann widmete er einige Stunden der schriftstelleri¬ 
schen Thätigkeit und dem Briefwechsel mit Gelehrten und Freunden. 
Hierauf besuchte er die Parade, und eine Stunde vor Tisch ritt oder 
ging er spazieren. Um zwölf Uhr speiste der König zu Mittag und trank 
dabei etwas Wein mit Wasser vermischt. Bei der Tafel liebte er die 
Unterhaltung und hörte gerne allerhand Schwänke und Witze. Nach dem 
Essen blies Friedrich nochmals die Flöte, und dann nahm die Beschäftig
	        
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