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durch Klötze zu treunen und womöglich hochkantig zu stellen. Bau-
und Werkholz darf nur im trockenen Zustande verarbeitet werden, weil
Gegenstände aus frischem, feuchtem Holz Riffe bekommen und sich
ziehen. Dem Einflüsse des Regens ausgesetzte Holzgegenstände schützt
man vor der Feuchtigkeit durch einen Teer oder Ölanstrich.
Teilweise nach Eichler und Fr. Junge.
117. Kautschuk und Guttapercha.
Wenn man den Stengel des Löwenzahns oder der Wolfsmilch
abbricht, so erscheint an der Bruchfläche ein dichter, weißer Tropfen,
ein Milchsaft, den viele mächtige Bäume in den Tropengegenden in
großer Fülle bergen. Eine große Anzahl davon läßt ihren Milch¬
saft zu den in der Technik unserer Zeit überaus wichtigen Federharzen
verdicken, die neben manchen Ähnlichkeiten mit den Harzen noch die
Eigentümlichkeiten der Federkraft besitzen. Die beiden wichtigsten Ver¬
treter sind das im höchsten Grade elastische Kautschuk und die weniger
elastische Guttapercha. Beide Stoffe sind im Haushalte der Völker
unentbehrlich geworden, und ihre Verarbeitung und Verwendung hat
eine außerordentliche Höhe erreicht.
Die Federharzbäume, die das elastische Gummi liefern, haben
ihre Heimat in Mittelamerika, Mexiko und Brasilien, später wurden
sie in Asien, neuerdings in Afrika der Industrie zugeführt. Die
Wälder Brasiliens gehen einer langsamen Ausrottung entgegen; denn
die Eingeborenen sammeln ununterbrochen; die Bäume sterben ab,
ohne durch Neupflanzungen ersetzt zu werden. Macht man Längs- und
Querschnitte in die Rinde des Baumes, so läuft der zähe Milchsaft,
der das Kautschuk in blauen Kügelchen enthält, aus, wird in Gefäßen
aufgefangen, auf einen tönernen Kern gestrichen und im dichten Rauche
getrocknet, was man so lange fortsetzt, bis die Schicht die erforderliche
Dicke erreicht hat. Dann löst man die an einer Seite aufgeschnittene
Gummischicht vom Tonkerne ab, indem man letzteren zerschlägt. Die
auf diese Weise hergestellte Gummiform kann nach Belieben zer¬
schnitten werden. Der Kautschuk ist elastisch, verliert aber unter
Nullgrad seine Elastizität. Durch Reiben wird er elektrisch. In
Waffer und Alkohol ist er unlöslich, quillt aber in letzterem auf.
Auch Terpentinöl, Äther und Benzin sind keine eigentlichen Lösungs¬
mittel; aber in einer Mischung von Steinkohlenteeröl und Terpentinöl
löst er sich auf. Um wasserdichte Zeuge zu erhalten, streicht man die
gelöste Masse auf den Stoff und preßt ein anderes Stück darüber.
Elastische Gewebe entstehen, wenn man in die Kette kleine Gummi¬
fäden spannt. Bis über 100° C erhitzt, schmilzt der Kautschuk und wird
klebrig und dickflüssig. Seine erste Verwendung fand er zum Wegwischen
von Bleifederstrichen, als Wischgummi. Mancherlei Instrumente der
Wundärzte und für die Krankenpflege, Überschuhe, Schuhsohlen, Gürtel
und Schläuche bestehen aus elastischem Gummi. Diese gesteigerte
Verwendbarkeit bedingte vorzugsweise die Verbindung des Kautschuks
mit Schwefel, durch das Vulkanisieren, wobei der Schwefel gelöst oder