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Der Elektromotor im Kleingewerbe.
beanspruchen, daß er 18 Ampère verbraucht.“ — „Was würde ge¬
schehen, wenn ich nun noch mehr Maschinen an die Transmission
anschließen wollte, also statt 2 etwa 21/2 Pferdekräfte von dem
Motor verlangte ? Dann würde der Motor wohl stehen bleiben ?" —
„O nein,“ entgegnete der Monteur, „der Motor würde alsdann der
Leitung mehr Strom entnehmen und entsprechend mehr leisten.
Handelt es sich nur um eine vorübergehende Überlastung, so ist
das nicht gefährlich ; bei längerer zu starker Beanspruchung würde er
Schaden nehmen. Sie werden finden, daß der Motor, wenn er einige
Zeit gearbeitet hat, sich erwärmt. Bei richtiger Inanspruchnahme
wird er vielleicht um 400 C. wärmer werden, als die Raumtemperatur
beträgt; das schadet ihm nicht. Wird er aber überlastet, so kann
er so heiß werden, daß er, wie man sagt, „verbrennt“. Dasselbe
gilt übrigens für die Zuführungsdrähte; sie würden sich bei zu großer
Stromstärke so stark erhitzen, daß sie eine Feuergefahr darböten.
Um dies nun auszuschließen, sind in die Leitung sogenannte „Siche¬
rungen“ eingefügt. Nehme ich diese Schutzkappe hier ab, so be¬
merken Sie zwei dünne Metallstreifen, auf denen „20 Ampère“ ein¬
geschlagen ist. Würde nämlich die Stromstärke statt 20 Ampère,
wofür der Leitungsdraht passend ist, z. B. 40 Ampère betragen, so
würden, noch bevor die Leitung eine gefährliche Erwärmung an¬
nähme, diese Sicherungen so heiß werden, daß sie durchschmölzen
und dadurch den Strom unterbrächen.“ — „Sehr schön und sinn¬
reich,“ versetzte Ehlert, „aber dann bleibt doch der Motor stehen?“
— „Allerdings,“ lautete die Antwort, „und man muß nun den An¬
laßwiderstand zurückdrehen und regelrecht ausschalten. Alsdann
sucht man den Grund zu beseitigen, der zur Überlastung Anlaß
gab, setzt neue Sicherungen ein und läßt den Motor wieder an.
Sie werden gut tun, einige Ersatzsicherungen in der Nähe des
Schaltbrettes vorrätig zu halten, um, wenn die Sicherung durch¬
brennt, rasch eine andere einsetzen zu können. Es kann dies leicht
einmal eintreten, ist aber stets ein Zeichen, daß irgend etwas nicht
in Ordnung ist.“
4. „Ist denn jetzt am Motor schon alles in Ordnung?“ fiel plötz¬
lich Meister Ehlert ein. ,,Ja freilich!“ lautete die Antwort. „Man sieht
aber doch gar nicht, daß er arbeitet.“ — „Transmission, Drehbänke,
Gebläse, Bohrmaschine, Hobelmaschine, Schleifstein, alles ist in flottem
Betrieb; genügt Ihnen das nicht?“ — „Sie haben ganz recht; alles
dreht sich, ohne daß wir uns irgendwie anstrengen. Da muß wohl
der Elektromotor arbeiten. Ich wundere mich nur, daß man an ihm
selbst nichts davon sieht. Wenn Sie gegenüber zum Metzgermeister
Hartung gehen, so sehen Sie die elektrischen Funken am Motor,
sobald Sie ins Lokal treten.“ — „Das nennen Sie arbeiten?“ lachte
Heinold, „da gehört es sich schließlich noch für ein Zahnrad,
daß es „rappelt“, wenn es arbeitet? Nein, unser Elektromotor
„funkt“ nicht und darf nicht funken; ich kann ihn ja auch ein¬
mal funken lassen, wenn Sie das gerne sehen wollen; ich brauche
bloß diese Bürstenbrücke, welche die Stromzuführungsbürsten trägt,
falsch einzustellen.-So, da haben Sie das Feuerwerk, aber
nur für einen Augenblick; denn dafür ist mir mein Motor zu schade!