Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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so eilte er dem bedrängten Lande zu Hilfe. Eilig verließ da der 
schwedische General das Land: denn er hatte feine Lust, mit dem 
Sieger von Fehrbellin zu kämpfen. Friedrich Wilhelm war bald 
dicht hinter ihnen her. Das war eine lustige Jagd! Auf Bauern¬ 
schlitten rannte der Kurfürst mit seinen Fußsoldaten über das fest¬ 
gefrorene frische Haff: die Reiterei trabte munter neben ihnen her. 
Bon dem schwedischen Heere kamen nur etwa 2000 Mann nach 
Livland zurück. 
Leider erntete Friedrich Wilhelm nicht den Lohn seiner An¬ 
strengungen. Wir haben schon gehört, daß der Kaiser und die 
Holländer mit Ludwig XIV. Frieden schlossen, ohne sich um ihn 
Zu kümmern. So stand er jetzt allein dem mächtigen Franzosen- 
tünige gegenüber. Dieser wollte von keinem Frieden etwas wissen, 
wenn er nicht alle Eroberungen an die Schweden zurückgäbe. Was 
konnte Friedrich Wilhelm allein gegen ihn ausrichten! Er mußte 
endlich den Frieden von St. Germain unterzeichnen. 
Voll Schmerz ries er ans: „Hatte ich doch nie schreiben gelernt!" 
lind mit ahnendem Blicke fügte er hinzu: „Einst wird uns aus 
unsern Gebeinen ein Rächer entstehen." 
Noch bei einer anderen Gelegenheit erfuhr der Große Kurfürst, 
wie lmnig Wohlwollen ihm der Kaiser erwies. Im Jahre 1675 
starb der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau, und nach 
dem Erbvertrage, den Joachim II. mit einem Vorfahr dieses Herzogs 
abgeschlossen hatte, mußten seine Länder an Brandenburg fallen. 
Dem widersetzte sich nun aber ber Kaiser, einmal weil er neidisch 
war auf jede Machtvergrößerung Brandenburgs und sodann, weil 
er die schönen Länder selbst haben wollte. Friedrich Wilhelm mußte 
sich also gefallen lassen, daß der Kaiser die schlesischen Länder mit 
Österreich vereinigte. Erst als die Türken ihn hart bedrängten 
und er der Hilfe des Kurfürsten bedurfte, entschloß sich der Kaiser da¬ 
zu, ihm als Entschädigung den Kreis S ch w i e b u s und eine 
Schuldforderung auf Ostfriesland abzutreten, wodurch der Kurfürst 
in den Besitz der Stadt Emden kam. In einem geheimen Ver¬ 
trage hatte er sich aber von dem Kurprinzen Friedrich, der damals 
nicht in bestem Einvernehmen mit feinem Vater stand, das Ver-
	        
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