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und öffneten den Stürmenden die Thore. Unermeßlich war die Beute,
die man in der eroberten Stadt fand. Ein glänzender Triumph ver-
herrlichte die Rückkehr des Siekers. Der Dictator fuhr in einem mit
vier weißen Rossen bespannten Wagen das Capitol hinan. Das aber
erschien Vielen als Hoffart, welche die Götter strafen würden; denn
weiße Rosse waren dem Jupiter und dem Sonnengotts heilig.
Camillns eroberte auch bald nachher die etrurische Stadt Falerii.
Desungeachtet sank der siegreiche Held mehr und mehr in der Achtung
und Liebe des Volkes. Am Ende warf man ihm sogar vor, einen Theil
der Beute von Veji unterschlagen zu haben, und die Tribunen luden
ihn vor die Volksgemeinde. Zu stolz, um sich gegen eine solche Anklage
zu vertheidigen, ging er freiwillig in die Verbannung nach Ardea und
soll unterwegs mehrmal die Götter angefleht haben, daß sie'doch recht
bald den undankbaren Mitbürgern seinen Verlust fühlbar machen
möchten. Dieser Wunsch ward ihm erfüll^
89. Gallier in Rom (389 vor Chr.).
Kamillus.
Im Norden von Italien hatten sich schon vor langer Zeit mehre
gallische Volkstämme niedergelassen. Wild und kriegerisch, wie sie waren,
drangen sie erobernd immer weiter, besonders die Senönen, welche
bald alle Ebenen am Po und an den Küsten des adriatischen Meeres in
Besitz hatten. Es war im Jahre 389 vor Chr., kurz vor der Zeit, als
die Griechen den antalcidischen Frieden mit den Persern schloffen, als
dieses Volk in wilden Scharen aus seinen Wohnsitzen hinaus bis nach
Porsenna's ehemaligem Königsitze, Cluslum in Etrnrien, drang.
Hier, in dem reichen Wein- und Kornlande, in den fetten Triften der
Apenninen forderten die fremden Völker Abtretung fefter Wohnsitze.
Die erschrockenen Einwohner von Clusium riefen eiligst die Römer zu
Hülfe. Diese schickten vorläufig eine Gesandtschaft von drei patricischen
Jünglingen dahin, um eine Aussöhnung zu vermitteln. Die Gesandten
fragten den ArennuS, — so hieß der Oberanführer der Gallier, —
mit welchem Rechte er doch in das Gebiet freier Männer falle? „Das
Recht," erwiederte der stolze Mann, „führe ich auf der Spitze des Schwer-
tes; dem Tapfern gehört die Welt!" lieber solche Keckheit ergrimmten
bie Gesandten. Sie stellten sich an die Spitze der Cluster und machten