Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

No. 75a. 
Landwirtschaft und Gewerbe. 
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Regen naß in den Stall, so reibe es mit einem Strohwisch tüchtig ab 
und decke es, wenn nötig, ordentlich zu. Es trägt dir die verwendete 
Mühe reichlich ein und wird nicht nur schöner, sondern auch gesünder 
und kräftiger. Die alte Schmntzwirtschaft mit den Schweinen, die man 
an vielen Orten wochenlang im gleichen Kote liegen ließ, kommt all¬ 
mählich immer mehr in Verruf und Abgang. Verständige Landwirte 
sehen ein, daß auch die Schweine in einem reinen, trockenen und kühlen 
Stalle und mit einer reinen, von Zeit zu Zeit gewaschenen Haut viel 
schöner und fetter werden als die im Schmutze steckenden. 
Behandle deine Tiere freundlich und sanft! Sie be¬ 
finden sich viel wohler dabei als bei launenhafter oder gar roher Be¬ 
handlung und werden zutraulicher und lenksamer. Kluge Tiere, be¬ 
sonders Pferde, verderbt man leicht durch willkürliches und grobes Be¬ 
nehmen, und sehr viele, später unausrottbare Pferdefehler rühren einzig 
von solcher fehlerhaften Behandlung her. Unarten und Bosheit kuriert 
man nicht leicht durch Roheit, sehr oft dagegen durch anhaltenden Ernst 
und genaue Aufmerksamkeit. Darum probiere es immer mit Güte, 
du kommst mit ihr am weitesten. 
Mißhandle und mißbrauche nie ein Tier! Wer sein 
Zugvieh, ohne ihm genügendes Futter und die nötige Ruhe zu gönnen, 
abquält; wer ihm übergroße Lasten zumutet und es durch rohe Schläge 
und Mißhandlung zum Anstrengen seiner letzten Kräfte zwingt, sinkt 
unter das Tier, und ein solcher „Viehschinder" wird von jedem ordent¬ 
lichen Menschen mit Recht verachtet. Auch das Hetzen des Schlacht¬ 
viehs mit bissigen Hunden, das qualvolle Kreuzweisbinden der Kälber 
u. drgl. ist schlimme Roheit und Sünde. 
Kranke Tiere pflege sorgfältig! Mit Sorgfalt und Auf¬ 
merksamkeit kann oft größeres Übel verhütet werden, ebenso durch recht¬ 
zeitige Schonung und zweckmäßige Pflege. Hüte dich vor den Pfuschern 
und rufe lieber gleich einen tüchtigen Tierarzt zu Hilfe. 
Überlegst du alles vernünftig, so siehst du leicht ein: Das Wohl 
des Tieres hängt mit deinem eigenen Vorteil aufs engste zusammen. 
Je besser sich deine Haustiere befinden, je mehr sie leisten und je schöner 
sie gedeihen, desto größern Nutzen bringen sie dir. Der Rohe, der 
seine Tiere vernachlässigt oder ruiniert, thut sich selber am wehesten. 
Darum schone und pflege deine Tiere schon um ihretwillen, besonders 
aber um deiner selbst willen. Nach v. Tschudi. 
Lesebuch für Fortbildungsschulen. 10
	        
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