No 111. 112.
Geographie.
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Und willst du die schlafende Löwin*) nicht wecken,
So wandle still durch die Strasse der Schrecken.
Es schwebt eine Brücke, hoch über den Rand
Der furchtbaren Tiefe gebogen;
Sie ward nicht erbauet von Menschenhand,
Es hätte sich’s keiner verwegen;
Der Strom braust unter ihr spat und früh,
Speit ewig hinauf und zertrümmert sie nie.
Es ölfnet sich schwarz ein schauriges Thor,
Du glaubst dich im Reiche der Schatten,
Da thut sich ein lachend Gelände hervor,
Wo der Herbst und der Frühling sich gatten;
Aus des Lebens Mühen und ewiger Qual
Möcht’ ich fliehen in dieses glückselige Thal.
Vier Ströme rauschen hinab in das Feld,
Ihr Quell, der ist ewig verborgen;
Sie Hiessen nach allen vier Strassen der Welt,
Nach Abend, Nord, Mittag und Morgen,
Und wie die Mutter sie rauschend geboren,
Fort fliehn sie und bleiben sich ewig verloren. -
Zwei Zinken ragen ins Blaue der Luft,
Hoch über der Menschen Geschlechter,
Drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft,
Die Wolken, die himmlischen Töchter.
Sie halten dort oben den einsamen Reihn,
Da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer, ein.
Es sitzt die Königin hoch und klar
Auf unvergänglichem Throne,
Die Stirn umkränzt sie sich wunderbar
Mit diamantener Krone;
Drauf schiesst die Sonne die Pfeile von Licht,
Sie vergolden sie nur und erwärmen sie nicht.
Schiller. -
112. Aus Schillers „Wilhelm Tell."
(Hohes Felsenufer des Vierwaldstätter Sees, Schwyz gegenüber.)
Mischers nabe (singt im Kahn).
Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,
Da hört er ein Klingen
_ Wie Flöten so süß,
*) An manchen Orten der Schweiz der Ausdruck für Lawine.
Lesebuch für Fortbildungsschulen.
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