Full text: Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen

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IV. Abschnitt 
besondere durch Kohlensäure und durch aus der Kohle herausgetriebenes 
Grubengas einerseits und durch Mangel an Sauerstoff andererseits matt 
und gänzlich unatembar geworden sind und die sogar durch Bildung von 
Kohlenoxydgas als Erzeugnis der bereits gestörten und daher unvoll¬ 
kommenen Verbrennung der Kohle sehr giftig geworden sein können. Da¬ 
her müssen sie mit Geräten (Apparaten) für künstliche Atmung ausge¬ 
stattet sein, so daß sie die an der Brandstelle vorhandenen Grubenwetter 
nicht einzuattnen brauchen, und mit brauchbaren elektrischen Lampen, die 
im luftleeren Raum brennen bezw. glühen. 
Der zweite Hauptfall, welcher die Verwendung künstlicher Atmungs¬ 
apparate oder sog. Atmungsgeräte erforderlich macht, liegt vor, wenn es 
sich darum handelt, nach Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosionen rasch 
Rettungsarbeiten auszuführen. 
In den meisten Fällen kommen in Steinkohlengruben nicht nur reine 
Schlagwetterexplosionen vor, sondern auch solche in Verbindung mit Koh¬ 
lenstaubexplosionen. Fein verteilter, trockener Kohlenstaub kann durch 
eine Flamme, wie z. B. durch die Flamme explodierender Schlagwetter, 
aber auch durch diejenige sog. „Lochpfeifer" bei der Sprengarbeit und 
durch andere Flammen zur Explosion gebracht werden. 
Durch Kohlenstaub wird jede Schlagwetterexplosion bedeutend gefähr¬ 
licher, und zwar einmal deswegen, weil sie sich viel weiter durch das ganze 
Grubengebäude ausdehnt, und sodann, weil die Verbrennungserzeugnisse 
solcher Explosionen, die sog. Nachschwaden, außer Kohlensäure auch noch 
das bereits in den kleinen Mengen von Bruchteilen eines Prozentes giftige 
Kohlenoxydgas enthalten. 
Nach Explosionen ist es in den meisten Fällen dringend erforderlich, 
daß unverzüglich Rettungsmannschaften vordringen, um den Versuch zu 
machen, Menscheu zu retten, die vielleicht in einer Sackgasse von den Explo¬ 
sionsflammen nicht erreicht worden sind und sich bis dahin noch vor den 
Nachschwaden zu schützen vermocht haben, um die durch die Explosion etwa 
verursachten Grubenbrände zu bekämpfen, gefährliche Brüche zu beseitigen, 
die Wetterführung zu regeln, oder auch möglichst bald die Leichen der 
Verunglückten zu bergen u. a. m. 
Die Rettungsmannschaften müssen also, um ihre Arbeiten unverzüg¬ 
lich ausführen zu können, in den unatembaren und meist giftigen Nach¬ 
schwaden vordringen und daher ebenfalls mit zuverlässigen Atmungs¬ 
geräten ausgerüstet sein. 
Man unterscheidet im großen ganzen zwei Hauptarten solcher Geräte, 
nämlich einmal die Schlauch- und sodann die frei tragbaren Sauerstoff¬ 
oder die eigentlichen Rettungsgeräte. 
Zu einem vollständigen Schlauchgerät gehören ein Rauchhelm oder 
eine Rauchmaske, ein Schlauch zur Luftzuführung und ein Blasebalg oder 
eine Luftpumpe zur Erzeugung des Luftstromes, wenn man nicht etwa 
den Schlauch an eine in der Grube vorhandene Preßluftleitung anschließen 
kann. Der Bergmann atmet also die ihm zugepunipte oder aus der Lei¬ 
tung zuströmende frische Luft ein, während seine Ansatmungsluft mit¬
	        
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