Full text: Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen

Wissenschaftliche Grundlagen des Bergbaues 
61 
in der Kohlengrube dadurch entsteht, daß feiner, trockener Kohlenstaub 
durch einen ausblasenden Sprmgschuß (Lochpfeifer) oder auch durch eine 
Schlagwetterexplosion aufgewirbelt, erhitzt und entgast wird und das ent¬ 
standene Gasgemisch entzündet wird. 
Die Nachschwaden einer Kohlenstaubexplosion sind sehr gefährlich, weil 
sie ein giftiges Gas, das Kohlenoxyd — CO enthalten; CO entsteht überall 
dort, wo glühender Kohlenstoff nicht genügend 0 vorfindet, um zu C02 
verbrennen zu können. 
Leider kann man mit der Lampe dieses sehr gefährliche CO nicht er¬ 
kennen, weil tödlich wirkende Mengen an der Flamme noch nicht bemerk¬ 
bar sind, CO ruft an der Flamme dieselben Erscheinungen hervor wie CH*. 
Alle Sprenggase sind unatembar uub in den meisten Fällen giftig. 
Ein Grubenbrand (Flözbrand) entsteht, namentlich in gebrächer 
Kohle, dadurch, daß der 0 in die Kohle eindringt und von dieser chemisch 
aufgenommen wird; hierdurch entsteht eine sich stets steigernde Wärme, 
bis endlich die Kohle in Brand gerät. 
Die Wetter aus einem solchen Brandfelde, die „Brandgase" oder 
„brandige Wetter", sind reich an N und C02, arm an 0, enthalten zu¬ 
weilen CH*, aber nur selten CO. 
In alten, versoffenen Grubenbauen oder bei sonstiger Wasserbedeckung 
der Kohle bildet sich durch eine Art Gärung aus dem Schwefel der Kohlen¬ 
substanz ein wie faule Eier riechendes, giftiges, brennbares Gas, der 
Schwefelwasserstoff = SH2. 
Alle vorerwähnten Erscheinungen bewirken, daß die reine atmosphä¬ 
rische Luft auf dem Wege durch die Grube mannigfache Veränderungen 
erleidet. Da wird durch Fortnähme des 0 und Bildung von C02 durch 
Kohle, Holz und Mist, durch das Atmen der Menschen und Tiere und 
durch das Geleucht, durch das Ausströmen von CH* und C02 aus der 
Kohle, durch Hinzutritt nicht atembarer oder giftiger Gase bei Schlag¬ 
wetter- und Kohlenstaubexplosionen, durch Grubenbrand, durch Spreng¬ 
gase usw. der Gehalt an 0 stets geringer und der Gehalt an schädlichen, 
nnatembaren oder giftigen Gasen immer größer. 
Den durch die Grube zum Zwecke der Bewetterung geführten Luft¬ 
strom können wir uns als einen „dünnen Luftfaden" vorstellen, welcher 
fortgesetzt an Güte abnimmt. Die Aufgabe der Bewetterung ist es nun, 
auch dem letzten in diesem Luftfaden atmenden Bergmanne eine der 
atmosphärischen Luft annähernd gleiche Lust zuzuführen. 
Pros. vr. Broockmann, Lehrer an der Bergschule zu Bochum. 
29. Physikalische Grundlagen. Wärme. 
Wir wollen hier einige Erscheinungen aus der Physik betrach¬ 
ten, die uns oft entgegentreten. 
Die Physik beschäftigt sich mit allen Vorgängen, die auf 
eineil Stoff einwirken, ohne ihn in seinem Wesen zu ändern. Einige 
Beispiele mögen dies erläutern. Ein Wagen steht ruhig an einer 
Stelle. Wir ziehetl ihn, und er bewegt sich. Trotz dieser Be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.