Full text: Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen

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III. Abschnitt 
ganges von Eis in flüssiges Wasser und von flüssigem Wasser in 
Wasserdampf bei 0° bzw. 100°, obwohl wir weiter Wärme zuführen, 
so lange ruhig stehen bleibt, bis das Eis ganz geschmolzen und das 
flüssige Wasser vollständig verdampft ist. Aus diese Vorgänge grün¬ 
det sich die Eichung unserer Thermometer. Die Wärme, die wir 
dem schmelzenden Eis und dem siedenden Wasser zuführten, ohne 
daß eine Temperaturerhöhung eintrat, muß demnach zum Schmelzen 
bzw. Verdampfen benutzt worden sein. Wir schließen daraus, daß 
zur Überführung der Aggregatzustände fest in flüssig und wei¬ 
ter in gasförmig Wärme nötig ist. Fast jeden Körper können wir 
in diese drei Aggregatzustände überführen, indem wir ihm Wärme 
zuführen oder entziehen. So können wir Gase durch Entziehung 
von Wärme verflüssigen. In den Kohlensäurebomben, die man in 
jeder Wirtschaft sehen kann, ist die unter gewöhnlichen Verhältnissen 
gasförmige Kohlensäure beispielsweise flüssig vorhanden, sie wird 
durch Entziehung von Wärme leicht fest. Erhitzen wir Eisen genügend 
stark, so schmilzt es, und schließlich können wir es auch verdampfen, 
d. h. in den gasförmigen Zustand überführen. Wenn ein Körper 
verdampft, so dehnt er sich immer stark aus. Darauf beruht die Wir-, 
kung des Dampfes in unserer Dampfmaschine. Eine Ausdehnung 
können wir auch meistens beim Schmelzen eines Körpers wahrneh¬ 
men. Wasser bildet eine der wenigen Ausnahmen hiervon. Wasser 
dehnt sich beim Übergang in Eis aus. Man kann im Winter öfter 
beobachten, daß von Felsen Blöcke losgesprengt werden. Das kommt 
daher, daß Wasser, das in Spalten steht, beim Gefrieren sich aus¬ 
dehnt. Wäre Eis schwerer als flüssiges Wasser, dann wäre keine 
Schlittschuhbahn möglich, da sich dann das Eis nicht an der Wasser¬ 
oberfläche bilden könnte. Aber, wie bereits gesagt, macht das Wasser 
in dieser Beziehung eine der sehr seltenen Ausnahmen. Beim Fest¬ 
werden ziehen sich im allgemeinen die Körper zusammen, und beim 
Schmelzen dehnen sie sich aus. Übrigens sind in vielen Fällen Über¬ 
gänge zwischen den Aggregatzuständen zu beobachten, indem ein Kör¬ 
per fest, weich (teigig) und schließlich erst flüssig sein kann. Das kön¬ 
nen wir z. B. bei Butter, Siegellack und Pech beobachten. 
Jetzt wollen wir noch sehen, wie sich die Wärme fortpflanzt. 
Halten wir einen Eisenstab an dem einen Ende in der Hand und 
mit dem anderen Ende in ein Feuer, so fühlen wir bald, daß der 
Stab sich mehr und mehr erwärmt. Fassen wir den Stab näher 
am Feuer an, so fühlen wir, daß er hier bereits wärmer ist. Schlie߬ 
lich wird aber auch das Ende, das wir in der Hand halten, so heiß, 
daß wir den Stab fallen lassen müssen. Die Wärme hat sich in dem 
Stabe von dem einen Ende zum anderen fortgepflanzt, indem ein 
Teilchen des Stabes das daneben liegende kältere Teilchen erwärmte. 
Die Wärme drang zwischen den beiden Enden von Teilchen zu Teil¬ 
chen vor, jedes Teilchen wurde erivärmt. Man nennt diese Art der 
Fortpflanzung der Wärme WärmeleituGg. Halten wir eine 
Stricknadel und ein gleich großes Stück Holz mit einem Ende in
	        
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