32 n. Die sittlichen, wirtschaftlichen u. kulturellen Grundlagen der Landwirtschaft rc.
Innungen und kann für diese gewisse Vorschriften erlassen, insbesondere
Bestimmungen über das Lehrlingswesen. Die Mitglieder der Hand¬
werkskammer werden von der Innung gewählt. Wer einer Innung
nicht angehört, hat kein Stimmrecht.
8. Dem neuen Gesetze liegt der Gedanke der Selbstverwaltung zu¬
grunde. Es kommt daher dem Gewerbestande mit Vertrauen entgegen.
Strebe jedes Mitglied dieses für das wirtschaftliche und staatliche Leben
so wichtigen Standes danach, sich durch Rat und Tat dieses Vertrauens
würdig zu erweisen! Das Gesetz wird nur dann Erfolge zeitigen, wenn
alle Handwerker, jung und alt, von dem rechten Geiste beseelt sind und
Eigennutz und Zwietracht unterdrücken. Vor wie nach bleibt jeder
seines Glückes eigener Schmied. Der Gesetzgeber kann dem Handwerker
nur die Form der Vereinigung bieten. Die Seele, der Geist muß vom
Handwerke selbst hineingetragen werden. Ohne Tüchtigkeit im Geschäft,
ohne Strebsamkeit und Sparsamkeit des einzelnen bleibt das Gesetz
eine Schale ohne Inhalt, eine Festung ohne Besatzung. — Wenn aber
jeder seine Pflicht erkennt und danach handelt, daun wird das neue
Gesetz dazu helfen, daß sich der Wunsch Kaiser Wilhelms II.: „Ich
wünsche, daß das deutsche Handwerk wieder so kräftig und
tüchtig werde, wie es im vierzehnten Jahrhundert war",
erfüllt. (£• I. Korthaus.
25 a. Der Schatzgräber.
1. Arm am Beutel, krank am Herzen,
schleppt' ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage;
Reichtum ist das höchste Gut.
Und, zu enden meine Schmerzen,
ging ich, einen Schatz zu graben.
„Meine Seele sollst du haben,"
schrieb ich hin mit eignem Blut.
3. Und ich sah ein Licht von weiten,
und es kam gleich einem Sterne
hinten aus der fernsten Ferne,
eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kern Vorbereiten;
heller ward's mit einemmale
von dem Glanz der vollen Schale,
die ein schöner Knabe trug.
2. Und so zog ich Kreis' um Kreise,
stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen;
die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
grub ich nach dem alten Schatze
auf dem angezeigten Platze.
Schwarz und stürmisch war die Nacht.
4. Holde Augen sah ich blinken
unter dichtem Blumenkränze;
in des Trankes Himmelsglanze
trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken,
und ich dacht': „Es kann der Knabe
mit der schönen, lichten Gabe
wahrlich nicht der Böse sein."
5. „Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
kommst mit ängstlicher Beschwörung
nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit, abends Gäste;
saure Wochen, frohe Feste,
sei dein künftig Zauberwort!"
I. SB. v. Goetbe