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So uralt wie der Weinbau selbst ist des Winzers geduldiges und
unermüdliches Schaffen, sein starkes und freudiges Hoffen. Freilich die
Verhältnisse der Weinbauern sind nicht immer rosig. Man hat daher im
Hinblick auf die Unzuverlässigkeit der klimatischen Verhältnisse schon oft
den Vorschlag gemacht den Weinbau zu beschränken. Doch dem echten
Weinbauer an der Haardt soll man mit solchen Zumutungen nicht kom¬
men, da sein schönes, sonniges Land und die steilen Abhänge der Berge
trotz allen schlechten Weinjahren doch eben nur für den Weinbau und
für diesen am besten geeignet sind. Wo die Kastanie wild wächst und
alljährlich zur rechten Zeit reift, wo die Mandel schon im Februar blüht
und im Herbste reichlich Früchte trägt, da kann auch wieder das rechte
Weinjahr eintreffen und dann lacht der Weinbauer alle schlechten Propheten
aus; darum läßt er sich keine Mühe verdrießen und mit eiserner Aus¬
dauer und bewundernswertem Fleiße baut er seine Weinberge.
Zu diesem treuen Winzerstande gesellt sich ein rühriger Weinhandel,
der die Weine sauber und reinlich pflegt und entwickelt und dem es haupt¬
sächlich mit zu verdanken ist, daß die Pfälzer Weine seit etwa 50 Jahren
selbständig und mit immer mehr wachsendem Erfolge im Handel auftreten,
daß sie sowohl in Deutschland als auch im Auslande mehr und mehr
geschätzt werden und selbst mit den besten Marken des Rheingaues und der
Mosel erfolgreich wetteifern. Gar oft schon kamen schwere Tage über den
Weinbau. Aber pfälzischer Fleiß und pfälzische Ausdauer rangen sich
immer durch und werden auch in Zukunft schlechte Zeiten überwinden.
Anton Heeger.
147. Oer vorn zu Speyer.
ie bayerische Rheinpfalz hat nur noch eine bescheidene Anzahl
von Gebäuden aus dem Mittelalter, die — in wohlerhalte¬
nem Zustande — das Auge des Besuchers durch edle Bauweise
oder durch die Erinnerung an geschichtlich bedeutsame Vorgänge
erfreuen können. Und doch hat gerade dieses Ländchen, das an
der uralten Kulturstraße des Rheins gelegen ist, eine jahrhunderte¬
lange Geschichte hinter sich, so buntbewegt wie nur wenig andere in
unserem großen Vaterlande. Wo sind sie denn nur, diese Zeugen
vergangenen Lebens und Strebens? Steigt auf die Berge und Hügel,
in die Städtlein und Dörflein alle, an die Ufer des Rheins und des
Neckars — Trümmer und Ruinen nur werden euch grüßen! Das
efeuumsponnene Gestein der verfallenen Burgen und Klöster mag
das Auge des Malers entzücken, die Einbildungskraft des Dichters
beflügeln, dem grübelnden Nachsinnen des Gelehrten Nahrung geben,
— dem werktätigen Manne aus dem Volke, der .bei jedem Gegenstand