Full text: Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz

292 
So uralt wie der Weinbau selbst ist des Winzers geduldiges und 
unermüdliches Schaffen, sein starkes und freudiges Hoffen. Freilich die 
Verhältnisse der Weinbauern sind nicht immer rosig. Man hat daher im 
Hinblick auf die Unzuverlässigkeit der klimatischen Verhältnisse schon oft 
den Vorschlag gemacht den Weinbau zu beschränken. Doch dem echten 
Weinbauer an der Haardt soll man mit solchen Zumutungen nicht kom¬ 
men, da sein schönes, sonniges Land und die steilen Abhänge der Berge 
trotz allen schlechten Weinjahren doch eben nur für den Weinbau und 
für diesen am besten geeignet sind. Wo die Kastanie wild wächst und 
alljährlich zur rechten Zeit reift, wo die Mandel schon im Februar blüht 
und im Herbste reichlich Früchte trägt, da kann auch wieder das rechte 
Weinjahr eintreffen und dann lacht der Weinbauer alle schlechten Propheten 
aus; darum läßt er sich keine Mühe verdrießen und mit eiserner Aus¬ 
dauer und bewundernswertem Fleiße baut er seine Weinberge. 
Zu diesem treuen Winzerstande gesellt sich ein rühriger Weinhandel, 
der die Weine sauber und reinlich pflegt und entwickelt und dem es haupt¬ 
sächlich mit zu verdanken ist, daß die Pfälzer Weine seit etwa 50 Jahren 
selbständig und mit immer mehr wachsendem Erfolge im Handel auftreten, 
daß sie sowohl in Deutschland als auch im Auslande mehr und mehr 
geschätzt werden und selbst mit den besten Marken des Rheingaues und der 
Mosel erfolgreich wetteifern. Gar oft schon kamen schwere Tage über den 
Weinbau. Aber pfälzischer Fleiß und pfälzische Ausdauer rangen sich 
immer durch und werden auch in Zukunft schlechte Zeiten überwinden. 
Anton Heeger. 
147. Oer vorn zu Speyer. 
ie bayerische Rheinpfalz hat nur noch eine bescheidene Anzahl 
von Gebäuden aus dem Mittelalter, die — in wohlerhalte¬ 
nem Zustande — das Auge des Besuchers durch edle Bauweise 
oder durch die Erinnerung an geschichtlich bedeutsame Vorgänge 
erfreuen können. Und doch hat gerade dieses Ländchen, das an 
der uralten Kulturstraße des Rheins gelegen ist, eine jahrhunderte¬ 
lange Geschichte hinter sich, so buntbewegt wie nur wenig andere in 
unserem großen Vaterlande. Wo sind sie denn nur, diese Zeugen 
vergangenen Lebens und Strebens? Steigt auf die Berge und Hügel, 
in die Städtlein und Dörflein alle, an die Ufer des Rheins und des 
Neckars — Trümmer und Ruinen nur werden euch grüßen! Das 
efeuumsponnene Gestein der verfallenen Burgen und Klöster mag 
das Auge des Malers entzücken, die Einbildungskraft des Dichters 
beflügeln, dem grübelnden Nachsinnen des Gelehrten Nahrung geben, 
— dem werktätigen Manne aus dem Volke, der .bei jedem Gegenstand
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.