Full text: Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz

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Reiches“ errichtet worden. Meister Schilling in Dresden hat 
das Denkmal geschaffen. Der Unterbau hat eine Höhe von 25 m, 
während die Gestalt der Germania 10,5 m mißt. Die Erzgüsse 
erfolgten in Berlin, Dresden, Nürnberg und Lauchhammer. Die 
Germania allein erforderte einen Erzaufwand von 700 Zentner. 
Die Gesamtkosten des Riesenwerkes beliefen sich auf 1 100 000 
Mark. 
An dem hehren Prachtwerk ist alles durch schöpferischen 
Geist und kunstfertige Hand wunderbar zueinander stimmend 
zusammengefügt. Zunächst der herrliche Platz mit seiner unver¬ 
gleichlichen Umschau, dann der mächtige, terrassenförmig aus den 
Weinbergen aufsteigende Unterbau als stattlicher Aufgang, zu 
welchem Steine aus den verschiedensten deutschen Gauen ver¬ 
wendet wurden, dann das Denkmal selbst mit den deutschen 
Eichen im Hintergründe! Wie gewaltig wirkt die erhabene Ge¬ 
stalt der Germania, in deren Zügen stolze Kraft und zarte Weib¬ 
lichkeit sich so harmonisch einigen! In ernster Ruhe, das Haupt 
mit Eichenlaub geschmückt, in der Rechten die von einem Lorbeer¬ 
kranz umgebene Kaiserkrone als Sinnbild der Einigung hoch empor¬ 
haltend, während die Linke auf das gesenkte, in seinen Lorbeeren 
ruhende Schwert sich stützt — so steht sie da, ein Meisterbild, 
hochvollendet bis in die kleinsten Einzelheiten des mit Adlern 
und Juwelen geschmückten, in Falten wallenden Gewandes! Dann 
schaut man auf die prächtigen Seitengestalten: links vom Be¬ 
schauer in fliegendem Mantel die trotzige Gestalt des Krieges, 
dessen Wildheit durch die aus dem Helme schlagenden Flammen 
treffend angedeutet ist, mit vollen Backen in die Kriegstrompete 
stoßend, das Schwert in der Rechten kriegsbereit; und rechts als 
Gegenstück die wunderbar liebliche Engelsgestalt des Friedens mit 
himmlisch verklärten Zügen, den Friedenszweig in der Rechten, 
das Füllhorn im linken Arme haltend! Unten am Sockel sitzt 
der bärtige Vater Rhein, der seiner lieblichen Tochter Mosel, die 
fortan in Metz die Wacht zu halten berufen ist, das Kriegshorn 
vertrauensvoll übergibt. Ernste Mahnungen rufen uns die ehernen 
Gestalten entgegen. Wir steigen nunmehr die Treppe empor um 
in der Nähe das auf der Rheinseite prangende Hauptrelief* zu 
sehen, das die Wacht am Rhein verkörpert: die hoch zu Roß 
emporragende Heldengestalt Kaiser Wilhelms I., umgeben von den 
übrigen deutschen Fürsten, den hervorragendsten Heerführern 
des Deutsch-französischen Krieges und von denjenigen Männern 
die sich um die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches besonders 
verdient gemacht haben. Daneben befinden sich Krieger der ver¬ 
* Relief — Hochbild, erhabene Arbeit auf Metall, Marmor u. s. w.
	        
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