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Hlatur-, Arbeits- und Lebenskunde.
Die heimischen Haustiere.
Das Pferd.
Pflege. Der Pferdebestand ist ein so wichtiger Teil
des Nationalvermögens, daß fast alle Staaten eigene Anstalten
zur Förderung der Pferdezucht errichtet haben, die Gestüte
heißen. Die bedeutenften Gestüte find in Bayern zu Zwei¬
brücken und Ansbach, in Preußen zu Trakehnen, in Württem¬
berg zu Marbach usw. Auch für den einzelnen Menschen
sind Pferde ein wertvoller Besitz und er wird sich bemühen
durch gute Pflege und Behandlung die Gesundheit und
Leistungsfähigkeit seiner Tiere zu erhalten. Dazu gehört
vor allem regelmäßige und genügende Fütterung, Reinlichkeit
und gute Luft in den Ställen und Schuh vor Überarbeitung.
Für freundliche Behandlung ist das Pferd sehr empfänglich.
Die besondere Sorgfalt, welche man den Pferden jetzt all¬
gemein zuteil werden läßt (Wickeln der Beine, Einreiben
der Muskeln mit Stärkungsmitteln, Waschen und Kämmen
rc), ist von England ausgegangen. In neuester Zeit sucht
man die Tiere nicht nur durch Decken vor Zug und Kälte,
sondern auch durch Sonnenschirme, die am Geschirr festgemacht
sind, oder durch Strohhüte gegen die Kitze zu schützen. Ein
tüchtiger Pserdekenner braucht weder Peitsche noch Sporen.
Rohlinge, welche die Tiere öffentlich mißhandeln, sollten
immer der Polizei zur Bestrafung angezeigt werden.
Eines besonderen Schutzes bedurfte von jeher der Kuf
des Pferdes und zwar deswegen, weil der Aufenthalt im
Stalle den Kuf weniger widerstandsfähig macht, als er es
bei den wilden Pferden ist und dann auch darum, weil unsere
Kulturstraßen zum Austreten weniger angenehm sind als der
Grasboden der Steppe. Der Kufbeschlag muß aber als ein
notwendiges Übel angesehen werden. Die Nägel, welche in
das Korn getrieben werden, verursachen Löcher, in welche
Feuchtigkeit und Schmutz eindringen kann; außerdem ist
jeder beschlagene Kuf in seiner natürlichen Bewegung und
in seiner richtigen Ernährung gestört. Auf den harten und
glatten Straßen der großen Städte tun sich die Pferde oft
recht weh; um die bei jedem Austreten erfolgende Erschütterung
des ganzen Körpers zu vermeiden, legt man den Tieren Kuf-