Full text: Lesebuch für kaufmännische Schulen

3. Welche Anforderungen werden an einen tüchtigen Kaufmann gestellt? 5 
Beruf mit sich führt, sind die Elemente, die der Strom gegen ihre 
Erwartung nicht trügt, die stecken bleiben und die nicht vorwärts 
kommen, die nach zwanzig und mehr Jahren über ihren verfehlten 
Beruf jammern. Das möge jeder, der sich dem Kaufmannsstande 
widmet, zuvor bedenken und, wenn es noch Zeit ist, umkehren. 
Vor allen Dingen muß der Kaufmannslehrling kräftig 
und gesund sein. Man hat ja vielfach die Meinung, daß der 
kaufmännische Beruf körperlich wenig anstrengend sei, und aus 
diesem Grunde werden ihm nicht selten schwächliche junge Leute 
zugeführt, die für den Beruf eines Handwerkers angeblich nicht 
kräftig genug sind. Das ist aber falsch; denn der junge Mann hat 
in den Verkaufs-, Kontor- uub Lagerräumen nicht nur geistig sondern 
auch oft körperlich anstrengend zu arbeiten und ganz besondere 
Anstrengungen muß er auf Reisen ertragen können. Ist er nun 
von Haus aus nicht gesund und kräftig, so verschlimmert sich sein 
Zustand bald und so kommt es, daß man unter den Kaufleuten 
ausnehmend viel Lungen- und Magenkranke findet und daß sie 
den größten Teil der Militärdienst-Untauglichen bilden. 
Zu den Anlagen muß weiter ein gesunder geschäftlicher 
Sinn gerechnet werden. Nur wer eine natürliche Begabung für 
das Geschäft mitbringt, darf sich sagen, daß er zum Kaufmann 
berufen ist. So selbstverständlich diese Forderung auch erscheint, 
so treten doch Tausende von Männern in das Geschüftsleben ein 
ohne die geringste natürliche Begabung dafür zu besitzen. Sie 
hätten sich von ihrer Unfähigkeit überzeugen können ohne so viel 
Lehrgeld bezahlen zu müssen. Zum Geschüftsmaun muß man ge-' 
boren sein, wenigstens aber ein gewisses Geschäftstalent besitzen, 
sonst darf man sich nur wenig Hoffnung auf Erfolg machen; freilich 
gibt es manchmal außerordentliche Zufälle, wodurch ein Kaufmann 
trotz offenkundiger Unfähigkeit im Geschüftsleben es zu etwas 
bringt. Aber solche Zufälle sind sehr selten und geben keinem das 
Recht Kaufmann zu werden. 
Ferner gehört dazu Verstand und reiches Wissen und 
kaufmännische Bildung. Die glänzende Entwicklung, die der 
deutsche Handel in der letzten Zeit genommen hat, ist wesentlich 
dem Umstande zuzuschreiben, daß der deutsche Kaufmann fähig 
war dem Zuge der Zeit zu folgen und an Stelle der altherge¬ 
brachten, unzulänglichen Formen des Handels neue zu schaffen, 
sie klug zu verwerten und geschickt zu handhaben. Darum ist es 
Aufgabe des jungen Kaufmanns sich eine gründliche Kenntnis 
der gesamten Betriebsmittel des zeitgemäßen Handels zu ver- 
schaffeu, da sie zur erfolgreichen und vorteilhaften Führung auch 
des kleinsten Geschäftes nicht mehr entbehrt werden kann.
	        
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