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Deutschland.
Das land Hadeln.
Dies Land gehörte ehedem den Herzogen von Sach,
sen,Lauenburg; und deswegen wollen wir es sogleich kennen
lernen, ob es schon im Umfange des nun folgenden Herzog»
ihums Bremen, und zwar an der Mündung der Eibe liegt.
Es ist ein schönes, ungemein fruchtbares und sehr reiches
Land. Der Fluß Medern bewässert es. Gegen die
Ueberschwemmungen der Elbe hat es einen kostbaren Deich,
dessen Ausbesserungvkosten jährlich 50000 Rthlr. erfordern.
Im Jahr 1717. in der Nacht vor Weynachten brach der
Deich durch, und viele hundert Menschen, mehrere tausend
Schaafe und sehr viel anderes Vieh verlohren ihr Leben,
und manche Wohnungen wurden von den Fluthen wegge,
schwemmt. Zum Andenken dieser schrecklichen Nacht wird
alle Jahr bis auf ewige Zeiten am Abend vor Weynachten
eine Betstunde gehalten. Der allergrößte Theil des Lau,
des besteht aus fruchtbarem Marschlands. Man bauet alle
Arten von Getreide und Hülsenfrüchten, besonders eine2Ct‘t
grüner Erbsen, desgleichen schönen Flachs, Hanf und Nü«
besaamrn im Ueberfluß. Die Viehzucht ist vortreflich und
stark. Der Landmann treibt hier seinen Haushalt nicht
in allen Stücken so, wie er's vom Vater und Großva,
ter sah, oder wie es der Nachbar und Gevatter thut, son,
dern er ändert den alten Schlendrian und handelt beständig
mit kluger Ueberlegung. Man findet daher bey diesen klu,
gen Leuten die größten Muster in der Industrie und Land,
wirthschaft. Ein Beyspiel davon sind die vielen Gräben,
mit welchen jeder Acker umzogen und durchschnitten ist.
Diese haben einen doppelten Nutzen: die allzuschädliche
Feuchtigkeit abzulerten und den selten Schlamm, der sich in
ihnen sammlet, als Dünger auf dir Felder zu bringen.
So