3. Die Worte des Glaubens.
7
letztenmal!" und schlug mit seinem spanischen Rohr dergestalt aus den
Tisch, daß des Auktionators Papiere umherflogen und dieser wie die
ganze Menge zusammenschrak. „Herr Gott, unser Jansen!" rief Herr-
Hermann und stet ihm um den Hals; der aber fuhr fort: „Ja, ich bin's;
unser Schiff liegt voll Goldbarren und Waren im Hafen; aus ist die
Auktion, nun fort ihr alle!" Dabei schwenkte er das Rohr über den
Köpfen hin. — „Morgen kommt auf das Rathaus, da soll alles nebst
Interessen bezahlt werden; denn wissen sollt ihr: Unser alter Herrgott
lebt noch; unser gutes Haus steht noch und die Firma Hermann Gruit
van Steen floriert noch! Und nun erst seid freudig gegrüßt in der
Hennat, mein Herr Hermann und Frau Elisabeth, von eurem alten
Jansen!"
3. ZUe Worte des Glaubens.
1. Drei Worte nenn' ich euch, inhaltschwer,
Sie gehen von Munde zu Munde;
Doch stammen sie nicht von außen her,
Das Herz nur gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist aller Wert geraubt,
Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.
2. Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren.
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Mißbrauch rasender Toren!
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!
3. Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt' er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben;
Und was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.
4. Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke;
Und ob alles in ewigem Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.
5. Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer,
Sie pflanzet von Munde zu Munde!
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Innres gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt,
Solang er noch an die drei Worte glaubt.
Schiller.